Naturschutzvereine und Verantwortung
Die Entnahme von Wölfin Gloria und die Angst vor radikalen Wolfsschützern mit viel Zeit

Foto: WAZ Ausgabe 14.11.2023
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  • hochgeladen von Nic Busch

Ich bin ein Freund von 'nicht ärgern, nur wundern'. Aber das, was sich hier in den letzten Jahren speziell zum Thema Wolf entwickelt hat, macht mich nicht nur sprachlos, sondern mittlerweile auch wütend. Und es macht mich umso wütender, dass es mich wütend macht :-). Ein Jäger hat es auch so formuliert: "... kein Jäger wird sich an der Entnahme eines Wolfes beteiligen. Die (Anmerkung: radikale Wolfsschützer) zünden dir dein Haus an oder bedrängen deine Familie." Ob das hier auch so kommt oder nicht - allein die nicht ganz unbegründete Angst davor sollte uns als Gesellschaft doch wachrütteln.

Es ist ökologischer Wahnsinn Einzelindividuen einzig und allein aufgrund emotionaler Befindlichkeiten sinnfrei mit Massen an Geld zu fördern und gleichzeitig weniger Geld in lebensgrundlegende Populationen wie z.B. Fischgründe oder nachhaltige Forst- und Landwirtschaft zu investieren. Für wen oder was sind wir bereit wie viel Geld auszugeben - und für wen oder was eben nicht? Es sind Millionen für einzelne Wölfe da, aber im Vergleich dazu kaum etwas für Menschen, die sprichwörtlich absaufen oder Arten, die in Folge des Klimawandels keinen Lebensraum mehr finden. Welche Arten sind für uns Menschen wirklich wichtig, um uns an die Klima-Folgen ansatzweise anzupassen und/oder Nahrungsgrundlagen zu sichern? Und da kommt man rein objektiv zu dem Schluss, dass es bestimmt nicht der Wolf ist.

Welche Arten könnten denn für eine Anpassung an den Klimawandel wirklich wichtig sein? Wie viele Arten, Landschaften und massenweise Lebensräume haben wir Menschen durch den Klimawandel und unseren Lebensstil bereits zerstört? Aber anstatt die wirklichen Herausforderungen anzugehen, fördern wir regional unsinnig Tiere, die uns ökologisch nicht weiterbringen. 2 Millionen investiert in z.B. nachhaltige Fischerei- und Naturschutzprojekte für die Ostsee bringen uns Menschen bei der Anpassung an die Folgen des globalen Klimawandels deutlich weiter. Dem stehen dann 2 Millionen für wolfsabweisende Zäune gegenüber, die im Fall der Fälle überwunden werden und keinen weiteren ökologischen Nutzen bieten.

Ich stelle mir lustigerweise immer wieder vor, wie ein NABU Experte von der Ostsee, wo Fischbestände und Ökosysteme kollabieren, invasive Arten heimische Arten bereits komplett verdrängt haben und auf Dauer Lebensgrundlagen als auch Nahrungsquellen von Menschen zerstört wurden, sich mit einem NABU "Wolfsexperten" aus dem Ruhrgebiet unterhält. Bei der Diskussion über mögliche Subventionen und Naturschutzziele, wäre die Frage, ob diese beiden Experten (die sich ja beide dem Naturschutz verschrieben haben), eine vernünftige Ausgabenpriorisierung finden würden?

Wolfspopulationen und nicht bewirtschaftbare Zäune tragen rein wissenschaftlich betrachtet kaum nachhaltigen wald- und wildbiologischen Mehrwert bei. Gesunde Fischbestände in der Ostsee würden jedoch Nahrungs- und Lebensgrundlagen für Menschen liefern. 4 Wölfe mit Millionen zu subventionieren ist in der heutigen Zeit völlig fehlgeleitet.  Umfassende Förderung von Fischbeständen und nachhaltiger Fischerei, die dem Menschen tatsächlich nützen würden, wäre zielgerichtet. Es ist aber einfacher, seine Liebe zur Natur medial wirksam über einen terrestrischen Prädator auszudrücken, statt über eine nicht greifbare Art unterhalb der Wasserlinie. Die Liebe zum Natur- und Artenschutz scheint sich beim Wolf ideologisch auf genau diese Art zu beschränken.

Ich vergleiche hier bewusst eine Art, die regional in ganz Deutschland wieder aufkommt, mit Arten, die im Norden im Begriff sind zu verschwinden. Der Wolf bringt keinen direkten Mehrwert für Menschen. Daher wurde er historisch vom Menschen klein gehalten, sogar regional ausgerottet. Niemand von uns (außer die lokale Naturschutzindustrie) wird mittelfristig vom Wolf leben können. Und genau da liegt die Fehlallokation von Finanzmitteln in Zeiten knapper Haushalte und klimatischen Krisen.

Eine normale Hege und Pflege des Wolfsbestand ohne ein derart zeit- und aufwandsintensives Wolfsmanagement wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Zur Zeit geben wir Geld für Zäune und eventuell auch individuelle Entnahmen aus. Es sollte meines Erachtens in eine ganz reguläre Wildschadensregulierung übergehen.

Vielleicht müssen wir auch einmal die Organisation der finanzstarken Naturschutzorganisationen und Kleinverbände bei solchen Themen betrachten. Vielleicht ist es eine komplette Fehlorganisation, diese Vereine nicht um Gelder konkurrieren zu lassen. Einige wenige meinen, mit dem alternativlosen Schutz des Wolfes etwas Gutes zu tun. In einem gesamtökologischen Zusammenhang ist es aber alles andere als gut, regional und lokal Einzelindividuen zu fördern - statt sich und sein Tun im Gesamtzusammenhang als Teil der Natur und des Problems zu verstehen. Da mutet es - sehr provokant formuliert - doppelt anti-sozial und egoistisch an, Gelder einzufordern für einen völlig verfehlten und regional konzentrierten Naturschutzgedanken.

Solche isolierten Forderungen zum Schutz des Wolfes gehen zu Lasten der Gesamtgesellschaft und einem integrierenden Naturschutzgedanken - und letztendlich auch zu Lasten globaler Klimaschutzziele. Solche Naturschützer nehmen für sich einen Freifahrtschein auf Millionen in Anspruch, während Investitionen in ökologischen Landbau oder die Aufforstung trockenheitsresistenter Waldbestände einen aktiven Beitrag zu den doch so dringlichen Klimaschutzzielen darstellen.

Die Regierung muss in Anbetracht jetzt fehlender Finanzmittel mehr denn je auf eine Priorisierung der Mittelverwendung zu setzen. Dementsprechend müssen Naturschutzverbände kurzfristig auf eine Priorisierung von Naturschutzzielen umstellen. Das bedeutet, dass ein Gleichklang von überregionalen, wenn nicht sogar globalen Naturschutzinteressen, entwickelt werden muss. Nahrungs- und Lebensgrundlagen für den Menschen müssen sichergestellt werden. Ökologisch werthaltige Arten wie z.B. gesunde Dorsch- und Heringsbestände sind in dieser Gleichung mehr wert als ein Wolfsindividuum. Die Menschheit ringt um ihre Existenzgrundlage. Und da spielt der Wolf eine untergeordnete Rolle.

Es kann nicht sein, Millionen für das gute Gewissen einiger Wolfsbefürworter auszugeben und gleichzeitig Menschen klimakrisenbedingter Armut zu überlassen. Wieso bieten Medien verrannten Wolfsschützern immer wieder den Rahmen, die öffentliche Wahrnehmung eines absoluten Randproblems zu manipulieren und die komplexen Herausforderungen des Naturschutzes vergessen zu lassen? Wo sind die realitätsnahen Naturschützer, die mit Blick für das Ganze, diese Auswüchse in global vernünftige Bahnen lenken und gesellschaftlich nachhaltige Gesamtstrategien für den Naturschutz entwickeln?

Autor:

Nic Busch aus Bottrop

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