Traktorblockade der Landwirte im Münsterland
"Butter bei die Fische"
Ungemütlich wurden rund 50 Landwirte aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, als sie mit ihren Traktoren spontan von Montagabend bis Mittwochfrüh die Zugänge des Aldi Warenlagers in Greven versperrten. Der Bauernprotest richtet sich gegen die vom Discounter angekündigte Senkung des Butterpreises nach den Festtagen. Auch anderenorts, im niedersächsischen Heseke, wurde protestiert. Ob Bottroper Milchviehbauern dabei waren, ließ sich bis dato nicht klären.
"Das Preisdiktat der Discounter verhindert, dass wir auskömmlich produzieren können. Schon seit vielen Jahren wird die deutsche Landwirtschaft EU-politisch so zurückgedrängt, dass gesetzliche Ausgleichszahlungen zwingend einkalkuliert werden müssen. Wie sollen wir da wirtschaftlich handeln?" erklärt Ludger Theis, Landwirt aus dem Landkreis Osnabrück. Das Auslaufmodell Agrarstandort Deutschland bezahlen die Landwirte und ihre Familien mit ständig sinkendem Einkommen. Auch diene der Berufsstand als beliebter Sündenbock für das von Naturschützenden im Rahmen des Klimawandels verstärkt beobachtete Artensterben. Theis erklärt, dass preiswertere landwirtschaftliche Importe deutlich stärker mit schädlichen Rückständen aus Pflanzenschutzmitteln belastet seien und dabei die im weltweiten Vergleich gesehen überdurchschnittlichen Standards der Produktionsbedingungen konventioneller Landwirtschaft in Deutschland von Handel wie Verbrauchern nicht so wahrgenommen werden. Diese Qualität zähle nicht besonders bei den Kaufentscheidungen der tiefpreisorientierten Verbraucher. Für ihn ist alleinige Biolandwirtschaft keine realistische Perspektive. In der abendlichen ARD Tagesschau vom Dienstag formuliert Ludger Theis bildreich: "Einem nackten Mann kann man nicht mehr in die Tasche greifen!". Das Ende der Preisspirale sei erreicht, ein ganzer Berufsstand werde gegen die Wand gefahren, so auch Anthony Lee, Sprecher der Bauernprotestbewegung "Land schafft Verbindung", die auch gezielt das Bundeslandwirtschaftsministerium adressiert. Aldi verlautbarte zwischenzeitlich, dass der Konzern die Produkte heimischer Bauern in Zukunft in der Angebotspalette fördern wolle. Das Unternehmen reagiert vermutlich auch so, weil sich mit heimischen Produkten, die mit Gesundheit und Wohlbefinden verknüpft werden, in Coronazeiten gutes Geld verdienen lässt.
Autor:Dr. Michaela de Groot aus Bottrop |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.