Bottrops Sozis machen Kasse
BOTTROP. Die SPD leistet sich eine Zeitung: „WIR in Bottrop“. 60.000 Auflage, Farbdruck, bezahlte Verteilung. Das kostet. Aber man hat solvente Freunde – städtische Töchter und Geschäftspartner. Und die zahlen zigtausende Euro.
Rund 35 Firmen haben seit 2006 in „WIR“ inseriert: Etwa die Sparkasse, der Energieversorger ELE oder das Wasserwerk RWW – Firmen, an denen die Stadt Anteile hat oder den Ton angibt. Sie werben bei der Partei, die in Bottrop das Sagen hat. Wie Oberbürgermeister Bernd Tischler (SPD) auf LINKEN-Anfrage einräumte, hat seine Partei allein von ELE und RWW 28.400 Euro kassiert. Rechnete man das hoch, hätte Bottrops SPD von allen Geschäftspartner zusammen wohl über 100.000 Euro eingestrichen.
Ein Schlaglicht auf die Sozi-Geschäfte wirft ein exotischer Anzeigenkunde: Das „RINKE Kommunal Team“. Bei dem Beratungsspezialisten für Verwaltungen kann Otto Normalbürger nichts kaufen. Stadtverwaltungen schon. Für die Stadt Bottrop hat RINKE mindestens zwei Projekte durchgeführt.
Ostermann fast immer dabei
Auch der Möbelriese Ostermann war fast immer mit einer Großanzeige in „WIR“ dabei. Gewinnbringend angelegtes Geld. Tischler und die SPD haben vier zusätzliche verkaufsoffene Sonntage durchgesetzt: Gut für Ostermanns Umsatz, schlecht für die Beschäftigten. Inserenten waren auch „Möbel Beyhoff“ und „Pflege Reckmann“. Als Chef des Einzelhandelsverbandes kämpfte Karl Reckmann gegen den freien Sonntag. „Die SPD hält bei Anzeigenkunden die Hand auf und setzt für diese Privilegien durch. Das ist Filz“, findet LINKE-Ratsherr Niels Schmidt.
Wenn es um Details der Deals geht, herrscht bei SPD-Chef Gerdes eisiges Schweigen. Auch Tischler mauert: „Eine Beantwortung Ihrer Anfrage im Sinne einer Erstellung einer Liste lehne ich hiermit ab“, schrieb er der LINKEN im Rat. Die hatte wissen wollen, welche SPD-Anzeigenkunden Geschäftsbeziehungen zur Stadt hätten. Auch wieviel Geld die Sparkasse an die SPD zahlte, bleibt geheim. Tischler wird wissen warum: „WIR“ feiert ihn fast auf jeder Seite. „Zufällig“ ist er Verwaltungsratschef des Großinserenten Sparkasse. Es bleibt eben alles in der Familie.
Dieser Text ist der Bottroper Lokalausgabe der LINKEN Zeitung "Hier in NRW", Ausgabe Sommer 2016, entnommen.
Autor:Niels Schmidt aus Bottrop |
5 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.