"Bei Kindern immer auf Nummer sicher gehen" - Familiäre Bereitschaftsbetreuung bietet Kleinkindern Schutz

Birgit Czapek-Rau. Foto: Kappi | Foto: Kappi

Vor allem hohe Motivation und Spontanität sind gefragt. „Denn manchmal mischen sie die Familien auch ganz schön auf“, weiß Barbara Sombetzki, vom Fachbereich der Familiären Bereischaftsbetreuung.

Seit nunmehr drei Jahren besteht der Fachbereich der Familiären Bereitschaftsbetreuung (FBB) des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF) und kümmert sich um teils verwahrloste oder traumatisierte Säuglinge oder Kleinkinder bis hin zu sechs Lebensjahren, deren Eltern aus den verschiedensten Gründen mit der Erziehung überfordert sind. Die betroffenen Kinder werden in ausgesuchten und geschulten Familien untergebracht. „Diese Familien bieten den Kindern einen Schutzraum“, erklärt Barbara Sombetzki.
Insgesamt 60 Kinder wurden seit 2008 vom SkF in der familiären Bereitschaftsbetreuung aufgenommen, aktuell befinden sich acht in einer Pflegefamilie. Der Aufenthalt der Kinder in den Familien wird dabei so kurz wie möglich gehalten, damit die Bindung an die „Gastfamilie“ nicht allzu eng wird. „Laut Bindungstheorie gehen Kinder nach sechs Monaten eine Bindung ein“, weiß Barbara Sombetzki. Doch oft kann der Aufenthalt eines Kindes in der Pflegefamilie auch länger dauern, nämlich dann, wenn die entsprechenden gerichtlichen Gutachten noch fehlen.
Bevor eine Familie zur Bereitschaftsfamilie wird, erfolgt ein längerer Bewerberprozess, verbunden mit einer Eignungsüberprüfung. Neben einem Motivationssschreiben, dem erweiterten polizeilichen Führungszeugnis aller Familienmitglieder sowie Gesundheitszeugnissen, werden die Bewerber auch entsprechend angelernt. „Die Schulung hat einen Selbsterfahrungsanteil. Anhand von Rollenspielen wird praxisnah gearbeitet. Allen muss bewusst sein, auf was sie sich einlassen“, erläutert Birgit Czapek-Rau, Mitarbeiterin des FBB-Fachbereichs, die Vorgehensweise. Auch die 38-jährige Sonja K. (vollständiger Name der Redaktion bekannt) nimmt regelmäßig Pflegekinder in ihrer Familie auf. „Ich bin mit Leib und Seele Bereitschaftsmutter“, betont sie, auch wenn ihr der Abschied von den Pflegekindern nie leicht fällt. „Das erfolgt immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Kind geht zwar, aber es geht ihm dabei gut.“
Zwischen der „Gastfamilie“ und den leiblichen Eltern findet in den Räumen des SkF im Beisein der Mitarbeiterinnen ein wöchentlicher Austausch statt. Die Rückkehr des Kindes in den Haushalt der leiblichen Eltern erfolgt, wenn sich die dortigen Verhältnisse gefestigt haben. Doch nicht immer ist dies erfolgreich. „Manche Kinder geben wir erneut in eine Pflegefamilie - wenn die richtigen Eltern Alkohol- oder Drogenprobleme haben“, bestätigt Barbara Sombetzki.

Autor:

Nina Heithausen aus Bottrop

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