Am Sonntag gehört Mami mir? Diskussion um den 30. Oktober
In der Woche Feierabend um 18.30 Uhr? Schon lange vorbei. Samstags nur bis mittags? Überholt. Keine Einkaufsmöglichkeit an Sonntagen, es sei denn, an der Tanke nebenan? Schnee von gestern. Die Zeiten im Einzelhandel haben sich geändert - im wahrsten Sinne des Wortes.
von Judith Schmitz
Am 30. Oktober soll es den vierten und damit letzten verkaufsoffenen Sonntag in diesem Jahr geben, vom Rat der Stadt so beschlossen. Doch plötzlich regt sich Widerstand. Der Stadtverband der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB) mit seinen 17 Bottroper Gruppen und 1440 Mitgliedern hat sich zur „Allianz für den freien Sonntag“ zusammengeschlossen und will sein Anliegen, den Termin am 30. Oktober zu kippen, mit einem Bürgerbegehren durchsetzen. Erreicht werden soll eine Begrenzung auf zwei verkaufsoffene Sonntage in den Stadtteilen und drei in der Innenstadt. Dafür muss die Allianz bis zum 20. Juli mindestens 4.800 Unterschriften von Bottroper Bürgern über 16 Jahren bekommen. Danach soll der Rat aufgefordert werden, die Genehmigung für den vierten verkaufsoffenen Sonntag zurückzunehmen. „Der für den 30. Oktober geplante Sonntagsverkauf ist überflüssig und der Anlass Halloween an den Haaren herbeigezogen“, argumentiert der Vorsitzende des KAB-Stadtverbandes Johannes Leibold. Während die Sonntagsarbeit in manchen Lebensbereichen unverzichtbar sei, gelte dies nicht für den Einzelhandel. „Der arbeitsfreie Sonntag ist eine kulturelle und soziale Errungenschaft, die nicht leichtfertig aufgegeben werden sollte“, so Leibold weiter.
Die Verteter der Bottroper Einzelhändler reagieren mit Unverständnis auf diese Aktion. „Das Landesgesetz erlaubt diese verkaufsoffenen Sonntage, und in Bottrop werden gar nicht alle ausgeschöpft“, sagt die Geschäftsführerin des Bottroper Einzelhandelsverbandes, Claudia Zecca.
„Die erweiterten Ladenöffnungszeiten spiegeln das wider, was die Gesellschaft heute möchte“, so Zecca und verweist zum Beispiel auf die vielen großen Freizeiteinrichtungen in der Stadt, die ebenfalls an den Wochenenden geöffnet seien. Die große Befürchtung der Einzelhändler: Bottrop könnte im Kokurrenzkampf mit den umliegenden Städten zurückfallen. „All das, was in den letzten Jahren für das Image der Stadt geschafft wurde, was zum Beispiel die Umgestaltung des Berliner Platzes, der neue ZOB oder jetzt das Hansa Zentrum erreicht haben, würde hinten rübergekippt.“
Gerade die beiden großen Ankermieter, die bald im Hansa Zentrum einziehen, hätten in Auge darauf, wie sich Bottrop bei den Ladenöffnungszeiten verhält, ist sich Klaus-Wilhelm Beyhoff sicher. Der Möbelhändler gibt außerdem zu bedenken: „Was war denn zum Beispiel an Fronleichnam in Venlo los? Der Bedarf ist also da. Wenn wir nichts anbieten, gehen die Leute eben woanders hin.“
Auch Karstadt-Geschäftsführer Jürgen Gerbert warnt: „Bottrop ist nunmal nicht der attraktivste Standort. Da darf man uns keine Knüppel zwischen die Beine werfen. Wir wollen nur das haben, was die anderen auch haben.“
Unterstützung bekommen die Händler von der CDU. „Ich kann diese Heftigkeit nicht verstehen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Hermann Hirschfelder. „Ich finde es nicht so glücklich, einen Keil zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu treiben. Wenn ein Geschäft pleite geht, leiden alle darunter.“ Auch die FDP ist für eine Beibehaltung des vierten verkaufsoffenen Sonntags.
Die SPD hingegen will im nächsten Jahr eine Reduzierung. „Den Anlass Halloween haben wir schon letztes Jahr kritisiert“, sagt Fraktionschef Josef Ludes. „Man kann jeden Euro nur einmal ausgeben.“ Auch Grüne, ödp, DKP und Linke unterstützen das KAB-Vorhaben.
Wie stehen Sie zum Thema? Beteiligen Sie sich an der Diskussion auf unserer Bürger-Community „Lokalkompass.de“ oder schreiben Sie uns einen Leserbrief.
Autor:Judith Schmitz aus Bottrop |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.