Gemeinsam gegen die Folgen des Klimawandels
Wie sich Hausbesitzer vor Starkregen schützen können

Starkregen-Ereignisse wie hier in Essen kommen als Folge des Klimawandels häufiger vor. Dabei können Straßen überflutet werden und Keller volllaufen. Foto: EGLV
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  • Starkregen-Ereignisse wie hier in Essen kommen als Folge des Klimawandels häufiger vor. Dabei können Straßen überflutet werden und Keller volllaufen. Foto: EGLV
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Emscher-Lippe-Gebiet . Extreme Wetterereignisse wie der Starkregen in der vergangenen Nacht in der Emscher-Lippe-Region finden im Zuge des Klimawandels häufiger statt. Folgen des heftigen Niederschlags in kurzer Zeit können Straßenüberflutungen und vollgelaufene Keller sein. Emschergenossenschaft und Lippeverband arbeiten zusammen mit den Städten daran, die Region klimafest zu machen. Aber auch Immobilienbesitzerinnen und -besitzer müssen mitmachen und sich vor Rückstau aus dem Abwasserkanal schützen.

Die meteorologischen Veränderungen durch den Klimawandel sind in Nordrhein-Westfalen und im Ruhrgebiet statistisch belegt: Laut Umweltzustandsbericht NRW aus dem Jahr 2020 hat die Jahresmitteltemperatur seit 1988 um 1,7 Grad zugenommen. Den Landeshitzerekord erfassten die Thermometer mit 41,2 Grad im Juli 2019. Generell zeigen die Daten der Wetteraufzeichnungen, die seit 1881 erhoben werden, für NRW eine deutliche Zunahme von warmen und heißen Jahren in der letzten Dekade (Quelle: Energieagentur NRW). Die klimatischen Veränderungen führen nicht nur zu mehr Dürre- und Hitzeperioden, sondern auch zu einem Anstieg extremer Starkregenereignisse: von durchschnittlich 3,5 Tagen im Jahr seit 1931 auf aktuell 4,5 Tage.

Gebäude mit Rückstauklappen sichern

Bei den heftigen Niederschlägen können nicht nur kurzzeitig Straßen, Gehwege und Grundstücke überflutet werden, weil die Wassermassen nicht so schnell in die Kanalisation abfließen können. Durch Starkregen kann sich auch ein Rückstau aus dem Kanalnetz in die Anschlussleitungen von Häusern bilden. Wenn es dann keine entsprechende Sicherung in den Gebäuden gibt, besteht das Risiko, dass Abwasser aus allen Öffnungen, die tiefer liegen als die Straßenoberkante wie Waschbecken, Abläufe oder Toiletten, in Keller und Souterrainwohnungen dringt – viele Kommunen warnen mit Informationsbroschüren davor. Für Hausbesitzer und Bewohner ein unangenehmes Erlebnis, aber vermeidbares Erlebnis: dass Abwasser in die Räume läuft und Schäden anrichtet.

Nachhaltige, wasserbewusste Stadtentwicklung

Um die negativen Folgen von extremen Niederschlägen zu verringern, haben sich Emschergenossenschaft und Emscher-Städte 2014 mit der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ auf den Weg gemacht. „Unser gemeinsames Ziel ist eine nachhaltige, wasserbewusste Stadtentwicklung, die die negativen Folgen des Klimawandels merklich reduzieren soll“, sagt Andreas Giga, Leiter der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative bei der Emschergenossenschaft. Das Konzept: Das Regenwasser aus den Kanälen raushalten, damit das Abwassersystem seiner eigentlichen Aufgabe nachkommen und das saubere Regenwasser im Boden versickern kann.
Das wiederum stärkt den Grundwasserkörper, dient vor Ort zur Bewässerung von Pflanzen und Bäumen und kühlt über Verdunstung das Quartier. Um das zu erreichen, werden zum Beispiel Flächen entsiegelt, Überflutungsflächen für Regenwasser geschaffen und Versickerungsanlagen gebaut. Mit dem 2020 gestarteten Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ der Ruhrkonferenz des Landes hat der Umbau noch einmal Fahrt aufgenommen, sind weitere Wasserverbände wie der Lippeverband und der gesamt RVR-Raum als Fördergebiet dazugekommen. Gemeinsam werden Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels realisiert.

Umbau zur Schwammstadt

Dennoch: „Wasserverbände und Kommunen kümmern sich um den Umbau zur Schwammstadt“, sagt Andreas Giga, „aber private Hausbesitzer müssen ebenfalls etwas tun, um sich vor Starkregen zu schützen.“ Denn jeder Hausbesitzer ist selber dafür verantwortlich, dass sein Keller nicht überflutet wird. Zwar stehen die Kommunen beim Thema Starkregen in der Vorsorgepflicht, aber nur gemeinsam mit Eigentümerinnen und Eigentümern sei eine wirksame Starkregenvorsorge in allen Bereichen möglich. Passende Maßnahmen für Immobilien- oder Grundstückseigentümer sind der Einbau von Pumpen oder von Rückstauverschlüssen. Die Kommunen in der Region informieren Bürgerinnen und Bürger über diese Schutzmöglichkeiten auf ihren jeweiligen Stadtseiten im Internet, mit Flyern oder Broschüren. Über die Bürgerservice-Büros der Städte gibt es ebenfalls die Vermittlung zu einer Beratung.

Die Zukunftsinitiative
Mit der 2014 gegründeten Zukunftsinitiative (ZI) „Wasser in der Stadt von morgen“ arbeitet die Emschergenossenschaft zusammen mit den Städten an einer wasserbewussten Stadt- und Raumentwicklung. Teil der Initiative ist das Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ der Ruhrkonferenz des Landes Nordrhein-Westfalen, an dem sich seit Anfang 2020 alle Wasserverbände und Kommunen der Region (RVR-Raum) beteiligen. Die ZI-Serviceorganisation bei der Emschergenossenschaft setzt mit den Städten Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels um. Für den klimafesten Umbau der Städte in den Grenzen des Regionalverbandes Ruhr (RVR) stehen bis 2030 rund 250 Millionen Euro zur Verfügung. Bis 2040 sollen 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt werden und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden. Stadterneuerung, Quartiersumbau, Wasserwirtschaft und Stadtnatur sind die tragenden Säulen der ZI-Serviceorganisation.

Starkregen-Ereignisse wie hier in Essen kommen als Folge des Klimawandels häufiger vor. Dabei können Straßen überflutet werden und Keller volllaufen. Foto: EGLV
Andreas Giga, Leiter der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative "Wasser in der Stadt von morgen" bei der Emschergenossenschaft. Foto: Daniela Hitzblech/Fotografie Hitzblech
Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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