Wolfsschutz und nachhaltiger ökologischer Mehrwert
Petition richtet sich gegen drohenden Abschuss (WAZ 20.11.2023)

Warum füllen lokale NABU Positionen immer noch Zeitungsseiten mit Forderungen nach weiteren nachweislich überwindbaren Zäunen und Relativierung des sog. "surplus killing" als regulären Nahrungserwerb, während genau das die offiziellen Gründe für die Einleitung des Verfahrens zur Entnahme der Problemwölfin Gloria sind. Die Erwähnung dieses Verfahrens war der WAZ allerdings einige Tage zuvor nur eine Randnotiz auf Seite 2 wert. Gleichzeitig wird eine Petition gegen einen möglichen Abschuss propagiert, die bereits im Einleitungstext fälschlicherweise von 600 Wölfen in ganz Deutschland ausgeht, während gemäß offizieller Zahlen des BfN und der DBBW im Monitoringjahr 2022/2023 insgesamt 1.339 Wolfsindividuen nachgewiesen worden sind.

Und natürlich findet eine solche Petition sehr schnell europaweit Unterstützer, um gegen ein konkretes lokales Problem vorzugehen. Wie wäre es, wenn wir den kategorischen Wolfschutzgedanken tatsächlich einmal globaler betrachten? Es sind Millionen für einzelne Wölfe da, aber im Vergleich dazu kaum etwas für Menschen, die sprichwörtlich absaufen oder Arten, die in Folge des Klimawandels keinen Lebensraum mehr finden. Welche Arten sind für uns Menschen wirklich wichtig, um uns an die Klima-Folgen ansatzweise anzupassen und Nahrungsgrundlagen zu sichern? Und da kommt man rein objektiv zu dem Schluss, dass es bestimmt nicht der Wolf ist. Niemand von uns (außer lokale Naturschutzverbände) wird mittelfristig vom Wolf leben können. Und genau da liegt die Fehlallokation von Finanzmitteln in Zeiten knapper Haushalte und klimatischen Krisen.

2 Millionen investiert in z.B. nachhaltige Fischerei- und Naturschutzprojekte für die Ostsee bringen uns Menschen bei der Anpassung an die Folgen des globalen Klimawandels deutlich weiter. Dem stehen dann 2 Millionen für wolfsabweisende Zäune gegenüber, die im Fall der Fälle überwunden werden und keinen weiteren ökologischen Nutzen bieten.

Solche isolierten Forderungen zum Schutz eines einzigen Wildtiers gehen zu Lasten eines integrierenden Naturschutzgedankens - und letztendlich auch zu Lasten übergeordneter Klimaschutzziele. Solche Naturschützer nehmen für sich einen Freifahrtschein auf Millionen in Anspruch, während Investitionen in ökologischen Landbau oder die Aufforstung trockenheitsresistenter Waldbestände einen aktiven Beitrag zu den doch so dringlichen Klimaschutzzielen darstellen. Wieso bieten Medien verrannten Wolfsschützern immer wieder den Rahmen, die öffentliche Wahrnehmung eines absoluten Randproblems zu manipulieren und die komplexen Herausforderungen des Naturschutzes vergessen zu lassen? Wo sind die realitätsnahen Naturschützer, die mit Blick für das Ganze, diese Auswüchse in global vernünftige Bahnen lenken und gesellschaftlich nachhaltige Gesamtstrategien für den Naturschutz entwickeln?

Autor:

Nic Busch aus Bottrop

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