Verzehrempfehlung der Stadt Bottrop wird aber einstweilen aufrechterhalten
Messergebnisse im Umfeld der Kokerei deutlich verbessert
Bottrop. Die Auswertung der Grünkohlproben aus der Sommerbepflanzung im Umfeld der Kokerei im Bottrop Süden zeigen signifikant niedrige Belastungen durch polyzyklische Aromate. Die Verzehrempfehlung der Stadt Bottrop wird aber einstweilen aufrechterhalten. Es sollen zunächst die Werte aus den Winterpflanzen abgewartet werden.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) hat jetzt die Ergebnisse aus den die Grünkohlbepflanzen vorgelegt, die im Sommer 2020 im Umfeld der Kokerei zu Analysezwecken angepflanzt wurden. Seit 2018 wird dieses Verfahren angewandt, um die Belastungen durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffen (PAK) zu untersuchen. In der jüngsten Testreihe konnte das LANUV zum ersten Mal drastisch gesunkene Werte feststellen.
Das LANUV legt nun seinen Bericht dem Ausschuss für Stadtplanung und Umweltschutz vor, der dies in seiner ersten Sitzung in der neuen Ratsperiode am 9. Dezember auf der Tagesordnung haben wird.Oberbürgermeister Bernd Tischler zeigte sich von den jüngsten Messwerten erfreut: „Für die Anwohner in der Nachbarschaft der Kokerei ist dies eine gute Nachricht. Ich hoffe, dass es hier eine dauerhafte Entlastung durch eine bessere Luftqualität geben wird.“
Ebenso hoffnungsvoll ist Technischer Beigeordneter Klaus Müller: „Die Werte zeigen, dass die Maßnahmen der Kokerei, die ihr von der Bezirksregierung auferlegt wurden, greifen. Es zeigt auch, dass bei Kooperation aller Beteiligten – Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde, LANUV, Stadt Bottrop und Geschäftsleitung der Kokerei ein gutes Ergebnis erzielt werden kann.“
Testungen seit 2018
Bereits in den Jahren 2018 und 2019 wurde durch das Landesumweltamt NRW anhand von Grünkohlpflanzen immissionsbedingte Einträge an Polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen ermittelt. Als Verursacher für die erhöhten Werte wurde die Kokerei als Hauptemissionsquelle festgestellt. In der Folge wurden für ein weitreichendes Gebiet im Umfeld der Kokerei Verzehrempfehlungen ausgesprochen.Diese Ergebnisse haben ferner dazu geführt, dass ein umfassendes Sanierungsprogramm zur Senkung der Benzo(a)pyrenwerte durch die Bezirksregierung Münster angeordnet wurde, zu welchem zahlreiche Maßnahmen wie zum Beispiel der Austausch von defekten Koksofentüren und die Sanierung der Gleisanlage gehörten.
Um Aussagen über die Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen zu erhalten, wurde seitens der Stadt, der Bezirksregierung Münster und dem Landesumweltamt in der Zeit vom 13. Mai bis 11. August 2020 eine zusätzliche standardisierte Grünkohlexposition (Untersuchung von Sommergrünkohl) durchgeführt.
An sechs Messorten, zu denen auch die Kleingartenanlage An der Boye sowie zwei weitere Messorte weiter nördlich und westlich der Kokerei zählten, wurde Grünkohl nach dem Standardverfahren in Pflanzcontainern aufgestellt, welche nach 90 Tagen Expositionszeit geerntet und im Labor des Landesumweltamtes untersucht wurden.
PAK-Werte deutlich niedriger als 2018 und 2019
Im Ergebnis hat sich gezeigt, dass die Benzo(a)pyren-Gehalte der zwischen Mai und August 2020 exponierten Grünkohlpflanzen zwischen 0,019 µg/kg FM und 0,19 µg/kg FM betrugen. Der Orientierungswert für den maximalen Hintergrundgehalt (OmH), der für die Untersuchung zugrunde gelegt wurde, beträgt für Benzo(a)pyren 0,31µg/kg und wurde an keinem der Messpunkte erreicht. Somit liegen die ermittelten Werte für den Sommergrünkohl deutlich unter den Gehalten, die 2018 und 2019 ermittelt wurden. Gleiches gilt für den Summenwert der PAK4-Gehalte.Schon jetzt zeigen auch die durch das Landesumweltamt am Untersuchungsstandort in Bottrop-Welheim ermittelten vorläufigen Werte eine deutliche Senkung der Benzo(a)pyren-Emissionenin der Umgebungsluft. Auch dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass die durchgeführten Maßnahmen der Kokerei beginnen, Wirkung zu zeigen. Das Landesumweltamt geht daher davon aus, dass der Zielwert für Benzo(a)pyren für 2020 von 1 ng/m³ (Nanogramm pro Kubikmeter Umgebungsluft) als Jahresmittelwert erreicht wird.
Verzehrempfehlung bleibt bestehen
2018 hatte die Stadt Bottrop Empfehlungen zum Verzehr von Gemüse aus dem eigenen Garten im Umfeld der Kokerei gegeben. Insbesondere Grünkohl, Mangold, Spinat, Pflücksalat, Feldsalat, Rucola, Rübstiel, Staudensellerie, Kräuter und andere Gemüse, von denen die Blätter verzehrt werden, sollten in einigen Gebieten nicht und in anderen nur wenig gegessen werden. Diese Empfehlung bleibt als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme noch bestehe.Es soll aus Sicht der Stadt Bottrop vom Landesumweltamtes zunächst überprüft werden, ob sich die Gesamtsituation im Umfeld der Kokerei dauerhaft verbessert hat. Die nächsten Untersuchungsergebnisse aus Grünkohlpflanzen, die zwischen August und November 2020 angepflanzt wurden, liegen voraussichtlich im Frühjahr 2021 vor.
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