Insekten machen sich nichts aus Regeln
Frühlingsgefühle trotz Kontaktverbot
Bei jedem Ausflug in den Garten werde ich von den Insekten freudig begrüßt.
So auch heute: Eine fleißige Spinne spinnt täglich ihr klebriges und übertrieben großes Netz in den Eingangsbereich, so dass sie es auch nicht verpasst, mir ein Küsschen aufzudrücken. Seit Wochen versuche ich ihr klar zu machen, dass wir mit der Knutscherei im Moment aufhören müssen. Doch ihr scheint das recht egal zu sein.
Beim Terrasse fegen, krabbelte mir dann zur Begrüßung eine Ameise über den Fuß. „Wenn die darf, will ich auch!“, dachte sich die Kellerassel und steuerte ebenfalls auf mich zu.
Ich flüchtete in die Sonne und legte mich gemütlich auf die Hängematte. Irgendwann fing es am Arm an zu kribbeln. Ich öffnete die Augen und sah, dass sich auf meinem Arm eine Schwebefliege sonnte. Doch beim Versuch sie vorsichtig weg zu streichen, blieb sie hartnäckig sitzen. Ich musste ihr erst lautstark klar machen, dass sie sich gefälligst an den Mindestabstand halten soll!
Vom Sonnen hatte ich erstmal genug. Ich schnappte mir meine Kamera und ging im Garten auf Entdeckertour. Blüten um Blumen lockten mich bis hin zur Kellertür. Da sah ich einen Marienkäfer. Wie passend zum Frühling. Ich freute mich, den seltenen Gast zu sehen, nahm schließlich den Stock hoch auf dem er krabbelte und versuchte ihn zu fotografieren. Doch er flüchtete einfach und flog davon. Natürlich, ich war ihm zu nah gekommen. Nachdem der Marienkäfer mich also daran erinnerte auf Abstand zu bleiben, ging ich wieder zurück in den Garten.
Doch plötzlich kam eine dicke, flauschige Hummel laut summend auf mich zugeflogen. Ich versuchte ihr auszuweichen, erfolglos. Sie kam immer näher. Schließlich war sie dicht vor mir und schaute mir tief in die Augen. Fast wäre ich schwach geworden. Am liebsten hätte ich dieses flauschige Wesen geknuddelt. Doch ich bin stark geblieben und habe ihr klar gemacht, dass wir im Moment leider nicht kuscheln können. Dann flog sie weg. Aber nur, um mir nach einer kleinen Flugrunde noch deutlicher zu machen, wie kuschelbedürftig sie war.
Einige Zeit später, nachdem ich den meisten Lebewesen im Garten zumindest für heute klar gemacht hatte, dass wir uns im Moment nicht zu nahe kommen sollten, wagte ich es noch einmal mich in die Sonne zu setzen. Mittlerweile war es später Nachmittag. Ich genoss die letzten Sonnenstrahlen draußen.
Pünktlich, wie jeden Abend um diese Zeit besuchte mich mein Freund, das kleine Rotkehlchen im Garten. Es setzte sich, korrekt mit 2 Meter Abstand von mir, in den Sandkasten, schaute zu mir herüber und zwitscherte mich an. Nachdem ich dem freundlichen Gast auch einen schönen Abend gewünscht hatte, flog es weiter.
So einsam ist man also gar nicht während des Kontaktverbotes, zumindest nicht bei mir im Garten.
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