Künstliche Intelligenz
Unpersönlich und manipulativ
Schnell über Google die beste Route zum Urlaubsort finden oder mal eben den spanischen Songtext ins Deutsche übersetzen lassen: Künstliche Intelligenz kann uns den Alltag erheblich erleichtern.
Wenn KI jedoch Arbeitsplätze bedroht und ausgebildete Fachkräfte durch solche Technologien ersetzt, weil diese nun mal kein Geld verlangen und schnelle Ergebnisse liefern, dann läuft irgendetwas schief, oder?
Wer keine Lust hat, Bewerbungen zu schreiben, der nutzt heutzutage KI dafür. Ein Nachteil für alle, die sich Zeit nehmen, eigene Worte zu finden?
Stellen wir uns an dieser Stelle Folgendes vor: Paul, 24, wurde nach seinem Ausbildungsabschluss vor 3 Jahren nicht von seinem Betrieb übernommen.
Seitdem ist Paul auf Jobsuche. Er ist hoch motiviert, steckt für jede Bewerbung viel Zeit in die Recherche über den Betrieb und in die Erstellung seines perfekten Motivationsschreibens.
Paul ist Mediengestalter und hat sich bereits während seiner Ausbildung per zertifiziertem Fernstudium Fähigkeiten als Werbetexter angeeignet. Für ihn ist es selbstverständlich, dass er jede seiner Bewerbungen selber schreibt und auch seinen Lebenslauf individuell für jede Stelle anpasst. Paul will endlich wieder arbeiten gehen und bildet sich unentwegt weiter, um seine Chancen zu verbessern. Leider erhält er kaum Feedback auf seine Bewerbungen, trotz Abitur, sehr gutem Ausdrucksvermögen, abgeschlossener Ausbildung und Weiterbildungen. Auf seine aktuellste Bewerbung, an die Werbeagentur Schreibfein, erhält er die kalte Standardabsage "... konnten Ihre Bewerbung nicht berücksichtigen".
Faulheit sucht den einfachsten Weg
Dann ist da Elias, ebenfalls 24. Er hat sein Abitur, wie auch 2 Ausbildungen abgebrochen und hilft seit einem Jahr im Restaurant seiner Eltern aus. Wobei er hier überwiegend im Pausenraum an seinem Handy sitzt, denn Lust zu arbeiten hat er nicht. Eines Tages bekommt er von seinem Vater 5 ausgedruckte Stellenanzeigen unter die Nase gehalten, auf die er sich bewerben soll. Elias tippt kurz ein paar Informationen in seinen Laptop und lässt sich in wenigen Minuten 5 Bewerbungen von seiner KI erstellen.
Schnell sind die Bewerbungen versendet. Nach wenigen Tagen erhält Elias auf 3 seiner Bewerbungen eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Zwei davon sagt er ab, weil er gar nicht wusste, worauf er sich da beworben hat und eine Ausbildung zum Bürokaufmann echt nicht sein Ding ist.
Das 3. Vorstellungsgespräch nimmt er unmotiviert wahr. Währenddessen Elias durch die große Eingangstür mit der kunstvollen Beschriftung "Schreibfein" läuft, wird er schon von einer freundlichen Dame empfangen, die ihn zum Büro des Chefs bringt.
Auf dem Weg dorthin erfährt er, dass viele Firmen heute ihre Bewerbungen von KI sichten lassen, so auch die Werbeagentur Schreibfein. Elias hatte dabei das beste Match, da der Computer alle Schlagworte aus der Stellenanzeige erkannt hat und den Motivationstext für sehr ansprechend und passend hielt.
Aufgrund seiner grandiosen Bewerbung sind alle schon sehr gespannt auf ihn.
Im Vorstellungsgespräch schaut Elias ständig auf sein Handy oder aus dem Fenster. Fragen an ihn beantwortet er nur kurz und knapp, Fragen zum Betrieb kann nur mit einem Schulterzucken beantworten.
Der Chef der Firma erkennt schnell, dass Elias eine andere Person ist, als die, welche seine Bewerbung geschrieben hat und verkündet ihm, dass er den Job nicht bekommen wird.
Während Elias der Ausgang des Gesprächs ziemlich egal ist, ärgert sich der Chef über die verschwendete Zeit und entscheidet sich, die Stelle lieber intern zu besetzen: Mit KI schaffen die Mitarbeiter problemlos die Mehrarbeit.
Künstliche Intelligenz verändert
Auch wenn das nur eine fiktive Story ist, so steckt doch viel Wahrheit in ihr.
KI ist nicht grundsätzlich schlecht, ermöglicht sogar neue Perspektiven und in manchen Berufen sorgt sie unter anderem auch für mehr Sicherheit der Mitarbeiter (z. B. in gesundheitsgefährdenden Berufen). Allerdings sollte der Einsatz dieser Technologie gut überlegt werden, denn sie besitzt keine Empathie und keine Menschenkenntnis: Kann KI wirklich den besten neuen Mitarbeiter aus dem Bewerberpool herausfiltern?
Wie wird der Einsatz von dieser computergestützten Intelligenz die Menschen, die Unternehmen und die Arbeitswelt verändern?
Kreative fühlen sich schon jetzt von Texterstellungstools und Bildgeneratoren bedroht: Was passiert mit der Einzigartigkeit von Menschen und mit ihren individuellen Talenten? Wird ihre Arbeit durch KI entwertet?
Was bedeutet diese Technologie für den Journalismus? KI-Bilder fördern Desinformation, Fake-News und Propaganda: Wie sieht es mit der Pflicht einer (automatischen) Kennzeichnung für künstlich generierte Bilder aus?
So viele Fragen ohne Antworten, Sorgen und Ungewissheit.
Noch arbeitet dieses neue computergestützte Tool nicht perfekt, noch kann man den Fake ziemlich gut erkennen. Im Folgenden ein paar Tipps, wie man künstlich generierte Fotos von Personen ausfindig machen kann.
So erkennst du KI-generierte Fotos:
Achte auf die Haare, Gesichtsmerkmale, Finger und Kleidung.
Augen
- Iris und Pupillen sind nicht rund
- Iris sieht verformt oder gezackt aus
- Pupille sitzt nicht an der richtigen Stelle, Pupille sitzt nicht mittig
- Reflexionen in beiden Augen sind unterschiedlich
- Fältchen um die Augen wirken künstlich
- Brillenbügel sind unsymmetrisch
- ungleiche Augenbrauen
- der Blick wirkt starr
Haare
- sehen unnatürlich aus in ihrem Verlauf
- Strähnchen ohne Verbindung
- Haare unnatürlich abgeschnitten
- Haarübergänge weisen Rauschen auf
Ohren
- wirken unnatürlich geformt
- seltsame Schattierung
- Ohrringe sehen verformt aus
Zahnform
- unnatürliche Form
- zu viele Zähne
- unscharfer Übergang von Lippe zu Zähnen
Finger
- unnatürliche Fingerstellung
- falsche Anzahl der Finger
Kleidung
- sitzt falsch am Körper
- verschmilzt mit der Haut
- wirkt unnatürlich glatt
- Beschriftung ist falsch
Haut
- zu glatt
- ohne Struktur
- unterschiedliche Farben
Gesicht
- unnatürliche Schärfe- und Unschärfeverteilung
- unnatürlich glatt
Der Hintergrund kann ebenso Anhaltspunkte darüber geben, ob ein Porträt mit künstlicher Intelligenz generiert wurde: Wenn die abgebildete Person auf Augenhöhe, die Regale im Hintergrund aber von oben zu sehen sind, dann liegt das entweder an schlechter Bildmontage oder es handelt sich um das Werk einer KI.
Oftmals erkennt man künstlich generierte Werke schnell an ihrem "sieht irgendwie nicht echt aus"-Charakter. Bei anderen Bildern muss man schon genauer hinschauen. Hier passt das Sprichwort: "Ein Blick (in die Augen) sagt mehr als tausend Worte".
6 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.