POINTEN AUS STAHL
Glosse: Tempolimit und grüne Fassadengestaltung

Das neue Jahr hat gerade erst begonnen, aber man ist schon mitten drin, und es geht alles erst einmal weiter wie bisher. Das neue SPD-Führungsduo Nowabo/Esken hat die GroKo nicht verlassen, sondern die Legalisierung von Cannabis gefordert. Da mag natürlich auch ein gewisses Eigeninteresse dahinterstecken: damit die SPD-Basis die nächsten Wahlergebnisse lockerer aufnimmt. – Oder um neue Wähler zu gewinnen. Obwohl das eigentlich nicht sein kann, denn die Kiffer-Klientel verpasst eher den Wahltermin: „Ey, krass, Alter, die Wahlen waren schon vorgestern? Das ging ja schnell vorbei! Dann mach ich halt Briefwahl.“ – „Ey, Briefwahl? Das macht man doch vorher.“ – „Ey, Mann, ich mach das mit Rückporto.“ – „Ey, krass!“

Auch ein Tempolimit von 130 km/h auf unseren Autobahnen wird der SPD keine neuen Wähler bringen. Brauchen wir so etwas überhaupt? Wo kann man denn noch schneller als 130 fahren? Faktisch existiert das Tempolimit doch längst. Wenn man vom Ruhrgebiet Richtung Köln fährt, wird das klar. Da geht es die ganze Zeit nur so: 100, 80, 60, 40, Blitzer – 60, 80, 100, Stau. A1, A2, A3, das waren früher einmal die Namen von großen Autobahnen dieser Nation. Heute sind das nur noch die Namen von Baustellen, die ab und an von einem Stückchen Autobahn unterbrochen werden. „Vielen Dank für Ihr Verständnis!“
Die Sicherheit erhöht das Tempolimit jedenfalls nur geringfügig. Der Deutsche Berufsverband Rettungsdienste e. V. erklärte noch vor Kurzem, das Hauptproblem sei nicht das zu schnelle Fahren, sondern dass Sicherheitsvorkehrungen nicht eingehalten würden: „Manche Fahrer telefonieren am Steuer, andere stehen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss oder sind nicht angeschnallt. Hinzu kommen ältere Fahrer, die eigentlich nicht mehr fahrtüchtig sind und versehentlich zu Geisterfahrern werden.“ Mit anderen Worten: Unfälle passieren, weil zu viele Verkehrsteilnehmer ein Rad abhaben.

In Sachen Klimaschutz ist ein Tempolimit auch nur ein Tropfen auf eine heiße Erde. Da brauchen wir schon mehr. Ob der von von der Leyen angekündigte „New Green Deal“ wirklich die große ökologische Wende wird, ist zu bezweifeln. Man denkt sich eher: Hoffentlich reformiert sie die EU nicht so wie die Bundeswehr. Da hatte sie auch so viele Verbesserungen angekündigt, hatte immer rhetorisch mit Kanonen auf Spatzen geschossen, und jetzt ist die Bundeswehr so heruntergewirtschaftet, dass die Soldaten nicht einmal mehr mit Spatzen auf Kanonen schießen können. (Und die Diensthandys speichern auch nichts richtig.)

Grün sein ist aber im Trend, zumindest auf der rhetorischen Oberfläche. Das hat selbst die Autolobby-Partei CSU begriffen, weshalb Markus Söder Bäume umarmt und damit seine Beliebtheitswerte nach oben treibt. Der SPIEGEL schreibt: „Markus Söders Wandlung vom Spalter der Nation zu Bayerns oberstem Bienenretter ist ein Wunder der Natur.“ Söder überholt jetzt die Grünen auf der Ökospur dort, wo bislang Winfried Kretschmann die CSU rechts überholt hat. So gilt dank Söder also selbst bei zunehmender Erderwärmung und häufigeren Dürreperioden die alte Volksweisheit: Unkraut vergeht nicht.
Aber er hat natürlich als Vertreter einer Partei, die sich christlich nennt, ein gutes Argument für seine Öko-Metamorphose. Er sagt, „dass die Bewahrung der Schöpfung eines der Urthemen von CSU und CDU ist“. Das klingt total gut: die Bewahrung der Schöpfung. Wenn man sich allerdings mal die Finanzpolitik der Unionsparteien der letzten Jahre so anschaut und wenn man dann vor Augen hat, dass es demnächst Strafzinsen für Sparer geben soll, dann ist das nicht die Bewahrung der Schöpfung, sondern eher die Schöpfung des Bewahrten.

Vielleicht sollten wir uns im neuen Jahr einfach mal neue Wege suchen, statt immer wieder auf die Sprüche und die Symbolpolitik der etablierten Parteien hereinzufallen. Was wäre zum Beispiel mit Quereinsteigern? Das beste Beispiel ist doch die Ukraine. Wolodymyr Selenskyj hat in kürzester Zeit wichtige Reformen durch das Parlament gebracht, die Antikorruptionsregeln verschärft, sucht die Aussöhnung mit Russland und steht für einen bürgernahen und pragmatischen Politikstil. Muss erst ein Fernsehkomiker gewählt werden, damit sich in der Politik etwas ändert? – Dann sollten wir Hape Kerkeling endlich zum Kanzler machen: Der Junge muss an die Berliner Luft!

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Die nächsten Show-Termine:

15.01.2020 - Duisburg - Bib. Rheinhausen: Kabarett in der Bib.
16.01.2020 - Duisburg - Bib. Großenbaum: Kabarett in der Bib.
17.01.2020 - Oberhausen - Altenberg: Nachgewürzt
18.01.2020 - Oberhausen - Altenberg: Nachgewürzt
21.01.2020 - Kirchhellen - Hof Jünger: Kabarett im Hof
22.01.2020 - Kirchhellen - Hof Jünger: Kabarett im Hof
23.01.2020 - Gladbeck - Stadtbücherei: Dreierpasch
26.01.2020 - Bottrop - Kammerkonzertsaal: Comedy im Saal
31.01.2020 - Dinslaken - Theater Halbe Treppe: Solo
03.02.2020 - Hamburg - Alma Hoppes Lustspielhaus: Solo

Mehr unter: www.benjamin-eisenberg.de

Autor:

Benjamin Eisenberg aus Bottrop

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