Glosse: Posten first. Denken second.

B. Eisenberg

Da hat man wochenlang sondiert und verhandelt, spricht von „schmerzhaften Kompromissen“ und meint Ergebnisse, die jedem Bürger schon vorher klar waren und mit denen man nur das Notwendige tut, um alle im Volk zufriedenzustellen: mehr Pflege, mehr W-LAN, ein bisschen mehr Bildung, weniger Flüchtlinge. Aber frei nach dem Staatsphilosophen Christian Lindner lässt sich sagen: Besser schlecht regiert werden, als von der FDP regiert werde

n.
Inhaltlich kam nicht viel heraus, und am Ende dreht sich die ganze Debatte doch nur wieder um die Postenverteilung: ein einziges Kabinetts-Kasperle-Theater. Dabei spielt es doch absolut keine Rolle, ob ein roter oder ein schwarzer Politiker in einem Ministerium die Anweisungen der Lobbyisten befolgt. Die Reaktionen der Betroffenen sind da eigentlich keine Nachricht wert.

Allein Thomas de Maizière nimmt seinen Abschuss mit Fassung hin. Die Versetzung vom Verteidigungsministerium ins Innenressort war damals noch ein glatter Durchschuss, aber dieses Mal steckt die Kugel fest und tief, und der „Parteisoldat“ fällt. Sigmar Gabriel, oft als Harzer Roller verspottet, entpuppt sich hingegen doch eher als beleidigte Leberwurst. Peinlich, wie er seine Tochter instrumentalisiert mit dem Zitat: „Du muss nicht traurig sein, Papa, jetzt hast du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht.“
Auch besser als mit der Frau mit den Haaren auf den Zähnen. Wie lange diese sich noch halten kann wird auch –  wieder einmal – diskutiert; dabei vergisst man nur, dass Merkel schon öfter politisch totgesagt wurde. Man mag es auch als Sauerei empfinden, dass das Spahn-Ferkel ständig gegen die Kanzlerin stichelt und sich andere politische Würstchen wie Carsten Linnemann oder Paul Ziemiak dem anschließen.

Die CDU sollte sich lieber freuen; immerhin darf Ursula von der Leyen Talk-Show-Ministerin bleiben.

Als geradezu lächerlich erweisen sich die CDU-Mitglieder, die sich über den Verlust des Finanzministeriums beschweren. Als ob das einen Unterschied machen würde: von Schäuble zu Scholz. Aus der schwarzen Null wird jetzt eine rote. Na und? Viel schlimmer ist, dass Scholz auch Vize-Kanzler werden soll. – Und damit der nächste Kanzlerkandidat? Schon wieder eine Hartz-IV-Visage! Wann begreift die SPD endlich, dass man damit nichts reißen kann?
Immerhin wurde ein Unglaubwürdigkeitsfaktors getilgt, nämlich mit dem unfreiwilligen Abschied von Schulz. Dieser erweist sich nun wirklich als der Messias der SPD: von den eigenen Leuten gekreuzigt. Er opfert sich, um andere emporsteigen zu lassen. Ein Posten bis zur Rente in der Friedrich-Ebert-Stiftung kann doch auch ganz schön sein. Ab jetzt kriegt dann Nahles als Vorsitzende „in die Fresse“, „bis es quietscht“.
Die Amerikaner haben für Politiker wie Schulz eine Bezeichnung: has been. Das sind Politiker, die mal wer waren; und Schulz war mal „Mister 100 Prozent“. Die Engländer hätten übrigens auch eine Bezeichnung für Leute wie Schulz: Mr. Bean: zu ungeschickt, um alleine klarzukommen. Und wenn man dann noch die falschen Berater hat, tritt man halt von einem Fettnäpfchen direkt ins nächste: eine sozialdemokratische Slapstick-Nummer à la Steinbrück.
Aus Juso-Sicht kann man mit seinem Entschluss vielleicht zufrieden sein, als Kabarettist muss man dem Schulz aber mal einen Rüffel erteilen. Was denkt der sich eigentlich?! Wir können doch nicht jeden Tag unser Programm umschreiben, nur weil er sich ständig umentscheidet. Wir brauchen auch mal Stabilität und Verlässlichkeit. Der Schulz sollte sich mal ein Beispiel nehmen an Merkel oder Kohl. Damit konnte man arbeiten. – Und mit Merkel werden wir’s noch. Und mit Merkel werden wir's noch. Die stellt sich nämlich einfach ins ZDF und sagt den eigenen Leuten etwas verklausuliert: „Fresse halten! Ich zieh' das hier durch!“ So geht das, Martin, my Love!

Die nächsten Solo-Termine mit „Pointen aus Stahl“:

22.02.2018 - Ahaus - Fürstensaal Schloß Ahaus
24.02.2018 - Leonberg - Aula Grundschule Höfingen
02.03.2018 - Viersen - Freigeist
12.03.2018 - Hamburg - Alma Hoppe Lustspielhaus
16.03.2018 - Walstetten - Stuifenhalle

Mehr unter: www.benjamin-eisenberg.de

Autor:

Benjamin Eisenberg aus Bottrop

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