Glosse: Glaubensfragen
Passend zu den Osterfeiertagen wurden auf SPIEGEL ONLINE die dümmsten Schülerantworten zum Thema Religion vorgeführt. Kostprobe: „Was geschah an Ostern?“ – Schülerantwort: „Jesus ist aufgekreuzt.“ Ein anderes Schülerzitat: „Christen feiern an Ostern die Wiederbelebung von Jesus.“ Oder: „Jesus war 33, als er genagelt wurde.“
Angesichts solcher Defizite sollte man eher die Frage stellen: Gehört das Christentum noch zu Deutschland? Stattdessen diskutiert man wieder einmal, ob der Islam dazugehört.
Natürlich möchte die Union damit Stimmen aus dem AfD-Lager zurückholen. Die CSU hat bald Landtagswahl, und auch Schwarz-Gelb in NRW will liefern oder meint, liefern zu müssen. Hier möchte die Landesregierung das Tragen des Kopftuchs bis zum 14. Lebensjahr verbieten – wegen Diskriminierung kleiner Mädchen. Die sollen sich das mit dem Tuch als Jugendliche selbst noch mal durch den Kopf gehen lassen.
Das kann man fordern, das Argument ist nachvollziehbar. Aber dann müsste man konsequent sein und auch die Beschneidung wieder auf die Tagesordnung setzen, also: das Thema. Oder können kleine Jungen etwa nicht diskriminiert werden, wenn Ihnen die Vorhaut fehlt? Aber da legt man sich dann gleich mit zwei religiösen Lobbygruppen an, und da hat man keine Chance. 2012 sind die Parteien eingeknickt. Das Ergebnis liest man im § 1631d BGB. Kurzum: Beschneidung im Kindesalter zu religiösen Zwecken bleibt erlaubt, auch wenn kein Mediziner involviert ist. Da sagen viele: „Blanke Eichel? Das ist doch zum Aus-der-Haut-Fahren!“
Dabei ist das doch eigentlich das wichtigere Thema. Das Kopftuch ist nur ein Stück Textil; das kann man tragen oder nicht. Aber beim besten Stück des Mannes sieht es anders aus: Wenn die Vorhaut einmal ab ist, dann ist sie ab. Da kann niemand mehr mit 14 selbst entscheiden, was er will. Das ist ein Eingriff in die physische Unversehrtheit eines jungen Menschen. Gar Körperverletzung? Das zu diskutieren ist keine Islamophobie und kein Antisemitismus. Das nennt man Rechtsstaatlichkeit.
Warum muss das überhaupt sein mit der Beschneidung? – Natürlich: um zur Gruppe zu gehören. Im Islam wird beschnitten, weil der Prophet Mohammed ohne oder mit sehr kurzer Vorhaut zur Welt gekommen sei. Was hat man als Moslem für ein Glück, dass er nicht mit einem halben Arm geboren wurde! Was wäre das bloß für ein Gemetzel!?
Im Judentum wird beschnitten, weil Gott es Abraham dem AT nach befohlen und der 99-jährige Abraham es dann auch gemacht hat. Gut, nun kann man sagen, dass es bei einem 99-Jährigen nicht mehr darauf ankommt, denn da hängt schließlich genug überflüssiges Fleisch herum, aber das muss doch trotzdem nicht sein.
Mal abgesehen davon, dass die Beschneidung zur Gruppen-Unterscheidung überhaupt nicht mehr taugt, wenn sie von zwei religiösen Gruppen praktiziert wird, ist es doch sehr fragwürdig, dass ein Gott da oben im Himmel fordert: „Huldigt mir! Bringt mir ein Opfer! Beschneidet eure Jungen. Bei uns hier oben sind die Tortellini alle!“
Aber wir wollen das Christentum natürlich nicht außen vor lassen, wenn es um überflüssige Traditionen geht, wie zum Beispiel beim Zölibat. Die theologische Begründung dafür ist, dass sich der Priester voll und ganz auf Gott konzentrieren soll. Na, dann lasst die Priester doch endlich heiraten! Wer hat mehr Desinteresse an seiner Frau als ein verheirateter Mann?!
Selbst einige Jünger Jesu waren verheiratet. Kein Wunder, dass Sie lieber mit ihrem Meister durch die Lande zogen! Und dennoch heilte Jesus sogar die Schwiegermutter des Petrus.
Also, wo ist das Problem? Der Religionskompromiss könnte doch so einfach sein: Alle Menschen dürfen heiraten; die Ehe dürfen sie vollziehen mit all dem Fleisch, das ihnen von Gott seit ihrer Geburt zur Verfügung gestellt wurde; und im Falle von ästhetischen Blockaden kann ein Kopftuch gerne zum Einsatz kommen – bei ihr und/oder bei ihm.
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Die nächsten Show-Termine:
21.04.2018 - Horb am Neckar - Kultur im Kloster: Solo
24.04.2018 - Krefeld - Jazzkeller: Monkey Night
11.05.2018 - Oberhausen - Zentrum Altenberg: Nachgewürzt
12.05.2018 - Oberhausen - Zentrum Altenberg: Nachgewürzt
13.05.2018 - Bottrop - Kulturzentrum: Comedy im Saal
Mehr unter: www.benjamin-eisenberg.de
Autor:Benjamin Eisenberg aus Bottrop |
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