Stadtgarten Bottrop: Ein großes Wohnzimmer
Bottrop.„Klingel, Klingel“, ruft ein kleiner Dötz auf seinem Fahrrad. Die großen Leute vor ihm sollen Platz machen, er will ein bisschen durch den Stadtgarten kurven.
Spaziergänger, Jogger oder Walker sind in dem Park, der im kommenden Jahr 100. Geburtstag feiert, gerne unterwegs. „Das ist ein großes Wohnzimmer für die Bottroper“, sagt Andreas Pläsken. „Allerdings wissen viele dieses Vorzeigestück gar nicht richtig zu schätzen“, bedauert der Pressesprecher der Stadt. „Der Müll wird oft nicht in die dafür bereitstehenden Körbe, sondern daneben geworfen“, klagt er. „Die Körbe werden regelmäßig geleert, bei schönem Wetter auch häufiger als einmal in der Woche.“ Der Unrat hält sich in Grenzen, aber ein dicker Hundehaufen liegt auf der steinernden Umrandung des Wasserbeckens aus dem Jahr 1937. Kein schöner Anblick inmitten dieser grünen Idylle.
„Früher war da, wo heute das Becken ist, ein Ruderteich“, erzählt Klaus Arentz, Abteilungsleiter im Fachbereich Umwelt und Grün. „Durch die Bergbau-Senkungen konnte er aber das Wasser nicht halten, er ist ständig leer gelaufen. In den 30er Jahren wurde er komplett trocken gelegt.“ Die Böschungslinien des ehemaligen Ufers kann man noch heute erkennen.
Der Park entstand nach dem Vorbild eines englischen Landschaftsparks. Die meisten Bereiche der fast 100-jährigen Anlage sind denkmalgeschützt. „Dieser Park lebt von Gegensätzen“, sagt Peter Lackmann, Fachmann in der Unterhaltung der städtischen Grünanlagen. „Häufig bekommen wir Anrufe, dass das Waldstück unordentlich aussehe. Aber Totholz bleibt bewusst liegen. Es bietet Brutstellen für Vögel und Kleingetier.“
Wer mit offenen Augen durch den Stadtpark geht, bekommt den Mund vielleicht nicht mehr zu. Besondere Bäume und Gehölze wie die 150 bis 200 Jahre alte Rotbuche am Overbeckshof, Perückenstrauch, Mammutbaum, Blauglockenbaum oder Kaukasische Flügelnuss sind auf dem Gelände, das nur einige Gehminuten vom Rathaus entfernt ist, zu finden. Auf 500 Quadratmetern in Einzelflächen werden 10.000 Sommerblumen und 30.000 Blumenzwiebeln im Herbst gepflanzt. Das schlägt mit knapp 10.000 Euro zu Buche. Eidechsen und zahlreiche Insekten kann man besonders rund um die Trockenmauer bei schönen Wetter entdecken. Fische gibt es im Stadtgarten auch. Nicht nur im Biotop am Albers-Museum, sondern auch im Grabensystem, das sich in 930 Metern in offener und in 280 Metern in geschlossener Bauweise durch den Park zieht. „Das ist ein Projekt der Emschergenossenschaft“, so Arentz. „Es wurde 2006 zur Aufnahme von Oberflächenwasser angelegt. In diesem Wasser findet man Stichlinge, hier haben sich verschiedenen Blumen wie Iris selbst gepflanzt.“
„Diesen Park möchten wir im Rahmen der Haushaltssanierung verwaltungsseitig nicht beschneiden“, verspricht Pläsken.
Autor:Bettina Meirose aus Bottrop |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.