Veranschaulichung von Restaurierung
„Papier ist nicht geduldig“ -Ausstellung im Kulturzentrum

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„Papier ist nicht geduldig“ lautet der Titel einer besonderen Wanderausstellung, die am 19.8. in Bottrop eröffnet wurde. Die Hintergründe sind vielfältig, denn Papier verfällt, wenn es nicht erhalten wird. Die Ausstellung zeigt, dass die Arbeit eines Papierrestaurators wichtig für den Erhalt historischer Dokumente ist.

Seit dem 19.8. bis zum 15.10.22 kann die Wanderausstellung „Papier ist nicht geduldig“ bewundert werden. Die kostenlose Ausstellung vom Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer Papierrestauratoren e.V. über die Erhaltung von Schriftgut und Grafik befindet sich im Kulturzentrum August Everding, Blumenstraße 12-14. Öffnungszeiten: Mo-Fr : 9-20 Uhr - Sa : 9 - 14 Uhr

Die Eröffnung der Ausstellung mit klassischer Blockflötenmusik aus dem 16. Jahrhundert symbolisierte die Entstehungszeit der im Stadtarchiv Bottrop lagernden ältesten Schriften.

Ein Bild einer restaurierten Komposition aus dem 17. Jahrhundert für Blockflöte zur besonderen musikalischen Eröffnung – Foto: André Brune

Oberbürgermeister Bernd Tischler erwähnte in seiner Eröffnungsrede, dass wir alle uns glücklich schätzen können Gemaltes, Gezeichnetes und Geschriebenes aus vielen zurückliegenden Jahrhunderten noch heute nutzen können. Die Arbeit der Restauratoren lässt Geschichte immer noch lebendig bleiben.

Einige Werkzeuge und Materialien zur Restauration – Foto: André Brune

In einer Vitrine liegen technische Werkzeuge und Materialien zur Papier- und Buchrestaurierung aus. Z.B. kann ein Teflonspatel Verklebungen lösen oder der Hautleim besteht aus proteinbasierendem Leim und dient als Klebstoff für Lederarbeiten. In anderen Vitrinen sind restaurierte Bücher zu sehen. Auf Tafeln wird das Aussehen eines Buches vorher und nach der Restauration veranschaulicht und erklärt.

Papier ist nicht geduldig

Papier ist eben nicht geduldig und lässt das alte Sprichwort wie eine alte Pergamentseite zerfallen. Denn Bücher, Schriften und Dokumente sind im Laufe der Zeit unterschiedlichen Negativitäten ausgesetzt. Schimmel durch Feuchtigkeit, Zersetzung durch Sonneneinwirkung oder Veränderung der Struktur durch falsche Lagerung kann jedes Blatt Papier oder altes Ledereinband irreparabel zerstören ohne die Arbeit der Restauratoren und Restauratorinnen. Auf den ausgestellten Tafeln und veranschaulichten Material aus Büchern, Zeitung, Film und Fotos in den Schauvitrinen wird der Restaurationsaufwand bei Büchern, aber auch Filmrollen und Fotos aus alter und neuerer Zeit erklärt. Alte wiederentdeckte Kompositionspapiere aus dem 16. Jahrhundert müssen besonders behandelt werden und sind besonders erhaltenswert. Jede noch so falsch restaurierte Note, kann einen ganz anderen Ton in der Musik machen und die ursprüngliche Komposition verändern.

Bottroper Volkszeitung mit Veranschaulichung der Restauration – Foto: André Brune

Der Verein

Der Verein Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer Papierrestauratoren e.V. ist 2010 gegründet worden. Ein Verein vereinfacht durch Anträge Fördermittel vom Land für die Restauration zu bekommen. Durch die Klimaveränderung und damit einhergehende Erhöhung der Temperatur ist die Lagerung in vielen Archiven gefährdet. Schon ein Grad mehr kann Schriften schleichend zerstören.

Was macht ein Restaurator?

Birgit Geller ist Chef-Restauratorin für Schriftgut im LWL-Archivamt in Münster. Sie leitet mit vier Mitarbeiter*innen die Restaurierungswerkstatt. Dort können private und kommunale Betriebe aus dem Bereich Westfalen-Lippe beschädigte Schriftgüter bearbeitet werden.

Birgit Geller, Chef-Restauratorin des LWL-Archivamts in Münster, erklärt die Arbeit eines Restaurators – Foto: André Brune

Sie führt nach der Rede vom Oberbürgermeister aus, dass Restauratoren nicht einfach so ein Buch wieder fit für die Archive machen können. Es müssen Fachgespräche geführt werden z.B. mit Architekten und Klimatechnikern über die Eignung, das Belüften und Verhalten der Lagerräumlichkeiten. Mit Kunstwissenschaftlern müssen besondere Schriften zeitlich eingeordnet werden, bevor sie entsprechend mit gewissen einzuordnenden Materialien restauriert werden können.

Sollte das riechbare leicht entzündliche Cellulosenitrat bei Filmrollen entdeckt werden, muss abgewogen werden, wie und ob überhaupt restauriert werden kann.

Fachsimpelei von Interessierten vor der Information über Brandschäden in der Amaliabibliothek in Weimar – Foto: André Brune

Ausbildung zum Papierrestaurator

Die Ausbildung zum Papierrestaurator ist keine einfache Handwerksausbildung, sondern kann an der Technischen Hochschule in Köln, Hildesheim oder an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und München mit einem Bachelorstudiengang von 6 Semester erlernt werden. Anschließen kann ein weiterführender Masterstudiengang gemacht werden. Das zeigt schon wie hochwertig und aufwendig der Beruf eines Papierrestaurators ist.

Der Bedarf von Papierrestauratoren ist in Deutschland und auch im Ausland sehr groß. Wer sich für alte Schriften, Bücher und Zeichnungen und für dessen Erhalt interessiert kann sich hier informieren:

https://www.th-koeln.de/studium/restaurierung-und-konservierung-von-kunst–und-kulturgut-bachelor—bewerbung_912.php

Die Studienschwerpunkte des Bachelor sind Gemälde, Skulptur, Moderne Kunst, Objekte aus Holz und Werkstoffe der Moderne, Schriftgut, Grafik, Fotografie und Buchmalerie, Textilien und archäologische Fasern, Wandmalerei und Kulturgut aus Stein.

Städte stellen zur Zeit aus Kostengründen meist keine eigene Restauratoren ein. Die sogenannte Drittmittelvergabe ist günstiger und kann mit Fördermitteln vom jeweiligen Bundesland unterstützt werden.

Ein erster interessanter Einblick in die Arbeit, das hinter dem Erhalt von Schriften aus den Stadtarchiven steckt, zeigt diese Ausstellung bis zum 15.10.22 in der Blumenstraße im August Everding Kulturzentrum.

Ein Beruf für die Zukunft

Jugendliche, die sich noch nicht sicher sind, was ihre berufliche Zukunft ist, können durch die Ausstellung neugierig gemacht werden. Ein Restaurierungsablauf braucht präzise Hände, wichtige Überlegungen der Schäden und Lagerhaltung, die Einschätzung der Entstehung und seinen damaligen verwendeten Stoffen. Ein Papierrestaurator ist ein besonderer Beruf im Stillen, der für den Erhalt der menschlichen Geschichte sehr wichtig ist. Vielleicht finden sich neue Frauen und Männer, die sich dieser zukünftigen Aufgabe stellen wollen durch diese besondere Wanderausstellung. Das wäre auf jeden Fall wünschenswert für den weiteren Erhalt historischer Schriftgüter.

Zum LWL-Archivamt:
https://www.lwl-archivamt.de/de/

Verein und Träger der Wanderausstellung:
Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer Papierrestauratoren e.V.Autor: André Brune - https://ruhrpottologe.de

Autor:

Andre Brune aus Bochum

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