Meine Engelgeschichte - von © Hans Peter Schulzke -

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Meine Engelgeschichte

von © Hans Peter Schulzke . geschrieben 2010

Sachte schwebte der schöne große in - den - Himmel holen - Engel über die Straße, setzte sich dann auf eine Bank die dort auf dem Gehweg stand.
Von dort beobachtete er den Menschenauflauf, er dachte schon gar nicht mehr nach, wie oft er schon so einen Einsatz gemacht hatte.

Nun sah er wie ein kleines Mädchen sich hell schimmernd aus der Menge der Neugierigen empor hob.
Er schwebte zu dem Kind und nahm es liebevoll in den Arm.

Wer bist du ? fragte Julia, den Engel dabei fragend ins Gesicht schauend.
Ich bin der in - den - Himmel holen - Engel und nun müssen wir los.

Ich will aber nicht weg, ich muss doch auf Mutti warten die da auf der Trage von dem Rettungswagen der Feuerwehr liegt.
Was ist denn mit Mutti, ist sie krank ?
Nein Julia, deine Mutti ist nur ohne Bewusstsein, der Notarzt gibt ihr gerade ein kreislaufstärkendes Mittel.

Der Engel schwebte nun etwas höher, was Julia aber zu einem lauten Schrei veranlasste.
Ich will aber nicht von Mutti weg, lass mich sofort runter !
Julia, sprach der Engel nun mit Engelszungen, ich muss dich in den Himmel holen, dafür bin ich zur Erde runter gekommen.

Aber Julia schrie weiter. Nun gut, sagte der Engel, und schwebte wieder hinunter und setzte sich wieder auf die Bank.
Julia wollte sofort runter vom Schoß um zu ihrer Mutti zu rennen, die gerade in den Rettungswagen geschoben wurde. Sie war angeschnallt, und der Notarzt hielt ihre beiden Hände ganz fest in seinen.
Siehst du, nun wollen sie mit Mutti wegfahren. Ich muss doch mit, hörst du denn nicht dass sie laut nach mir ruft ?

Ja Julia, ich höre dass sie nach dir ruft, aber schaue doch mal dahin wo der Kleintransporter steht.
Da liegst du unter dem weißen Tuch.

Erschrocken schaute Julia dort hin, und sah sich dort unter dem Tuch schmutzig liegen.
Wieso liege ich da so komisch, obwohl ich doch auf deinem Schoß sitze ?
Weil du nun auch ein Engel bist, da liegt nur dein Körper, der vom Kleintransporter beim Rückwärtsfahren überrollt wurde.

Ja ich weiß noch wie weh es getan hat, und ich wollte mich doch nur dahinter verstecken. Damit Mutti mich nicht sofort mit ihrer neuen Brille sehen kann, die sie gerade abgeholt hat.
Und mein Eis ist auch ganz geschmolzen, darum bin ich ja draußen geblieben, damit ich im Geschäft nichts versaue.
Nun aber schnell, hinter dem Rettungswagen her, ich kann ihn schon nicht mehr sehen, höre nur noch das Tatü Tata.

Nein Julia, wir können nicht zu deiner Mutti, wir haben eine andere Richtung.

Wieder fing Julia ganz laut an schreien, und bestand darauf, dass sie aber erst noch ihre Lieblingspuppe aus dem Kinderzimmer holen. Ohne ihre Puppe würde sie auf keinen Fall wo anders hinwollen.

Nun gut, sagte der Engel zu Julia, dann also noch deine Puppe holen. Aber dann schreist du nicht mehr, versprochen ?
Ja ja, sagte Julia, und merkte schon wie sie über die Häuser schwebten.

Halt, rief sie plötzlich ganz schrill, da unten spielen meine beiden Freundinnen auf dem Spielplatz. Und ohne dass ich mich nicht von denen verabschiedet habe, weil du mich ja in den Himmel mitnehmen willst, gehe ich einfach nicht mit.
Und sie strampelte heftig mit ihren beiden Beinen, wie sie es bei Mutti auch immer gemacht hatte um ihren Willen durch zu setzen.
Der Engel wollte das Gestrampel nicht, darum gab er nach und landete auf dem Spielplatz.

So Julia, nun höre mal genau zu, du kannst dich nicht verabschieden, weil deine Freundinnen dich nicht sehen können.
Ich kann sie doch sehen, also müssen sie mich doch auch sehen können.

Nein Julia, du bist ja jetzt ein Engel, und Menschen können Engel nicht sehen und auch nicht berühren.
Also das glaube ich aber nun wirklich nicht, obwohl Mutti mir das auch schon einmal gesagt hat. Und da habe ich auch gedacht, sie kann mir ja viel erzählen.
Und was ist nun, ich sehe dich, ich spüre dich, ich sitze auf deinen Schoß ? Also kann ich doch Engel sehen und berühren, sagte Julia trotzig.

Da du mir ja nicht glaubst probiere es selber aus, gehe hin und spreche mit deinen Freundinnen, gebe ihnen die Hand und sage Tschüß, weil du nun eine lange Reise machen musst.
Julia sprang vom Schoß und rannte zu der Schaukel. Hallo Kati, hallo Paula rief sie ganz aufgeregt.

Doch Kati und Paula schauten nicht mal in ihre Richtung. Julia blieb nun zwischen den Beiden stehen, und die schaukelten einfach weiter. Sie streckte ihre Hand aus, und würde Kati nun an der Kette festhalten. Aber nichts geschah. Sie ging auf Paula zu, und hätte nun eigentlich von Kati umgeworfen werden müssen, die einfach durch sie hindurch weiter schaukelte.

Sie schrie die Beiden an, seht ihr mich denn nicht ? Keine Reaktion, sie schaukelten weiter um die Wette wer höher kommt.
Nun glaubte Julia endlich was ihr der Engel gesagt hatte, doch verstehen konnte sie das einfach nicht.

So Julia dann komm, wir müssen ja deine Puppe noch holen, ich habe es dir ja versprochen.

Sie schwebten über den kleinen Park der direkt am Spielplatz anschließt, da kam der nächste Schrei.
Halt Engel, ich muss für Mutti noch einige Blümchen pflücken, dass habe ich immer gemacht wenn ich vom Spielplatz mit ihr gekommen bin. Und jedes Mal hatte Mutti gesagt, dass sie sich sehr über die Blümchen freut.
Gut sagte der Engel mit seiner sanften Stimme, dann pflücke noch einige Blümchen, damit deine Mutti sich freut wenn sie morgen aus dem Krankenhaus kommt.

Julia pflückte sonst nur die kleinen Gänseblümchen vom Rasen, doch heute wollte sie als Entschuldigung weil sie sich ja verstecken wollte, für Mutti einfach die verbotenen Rosen abbrechen.
Sie wunderte sich nur, dass es überhaupt nicht weh tat obwohl sie in die Dornen reinfassen musste.
Auch kam kein Blut an der Stelle wo sie sich mehrmals gestochen hatte.

Warum blute ich nicht ? Fragte sie den Engel.
Weil du nun auch ein Engel bist, und Engel haben nun mal nichts Irdisches mehr.
Brauche ich dann auch nicht trinken und essen ?

Nein, kam die Antwort. Du wirst noch eine Weile brauchen, ehe du alles begreifen wirst.
Ich habe als kleiner Engel auch erst viele Fragen gehabt, und nicht alles sofort begriffen.
Aber siehst du, ich habe gelernt, bin größer geworden, und habe nun die Aufgabe bekommen die noch kleinen Engel von der Erde zu holen.
Julia nun komm, wir fliegen nun zu eurem Haus. Siehe da ist es schon.

Woher weißt du denn das es unser Haus ist, da sind doch so viele in der Neubausiedlung ?

Ein Aufgabenengel wie ich bin, weiß das eben, wie sollte ich dich denn sonst gefunden haben ?
Und wie kommen wir nun ins Haus, ich habe keinen Schlüssel ? Fragte Julia.

So, dann halte mal meine Hand ganz fest, und wir gehen nun einfach durch die Mauer ins Wohnzimmer.
Das geht doch überhaupt nicht, erwiderte Julia mit ungläubigen Blick zur Mauer.

Sie wusste noch genau wie weh es getan hatte, als sie vor kurzem mit ihrem Fahrrad die Kurve nicht richtig bekommen hatte, und sich an der Mauer den Ellbogen aufgeschrammt hatte.

Aber ehe sie noch weitere Fragen stellen konnte, standen sie schon im Zimmer.
Der Engel ging zum Schrank und holte eine schöne Vase hervor. Und wieder wollte Julia fragen woher der Engel denn wusste, dass dort im Schrank die Vasen stehen, sagte der Engel mit einem zauberhaften Lächeln, Engel wissen einfach alles.

Nun stelle aber die Rosen hier ins Wasser hinein, sagte er, als er durch die Wand aus der Küche kam, wo Wasser in die Vase gefüllt wurde. Und nun liebe Julia hole deine Puppe, es wird Zeit, ich muss mit dir zurück.

Ach lieber Engel, schau dir mal mein Kinderzimmer an. Mutti hatte mir noch am Morgen gesagt, bis heute Abend muss das alles gut aufgeräumt sein, sonst gibt es keine Gute - Nacht - Geschichte.
Und die höre ich doch so gerne, darum wollte ich es gleich wenn wir nach Hause kommen machen.

Gut, dann stell du mal deine Schlappen in den Schuhschrank, in der Zeit ist dann dein Zimmer aufgeräumt.
Ach das geht doch gar nicht, ich brauche immer 2 Stunden dazu, sagte Julia.

Der Engel nahm sie an die Hand und wollte schon durch die Wand mit ihr gehen, als Julia sich heftig losriss und in ihr Zimmer stürmte. Da stand sie erst einmal mit offenem Mund, denn alles war so blitzblank aufgeräumt, wie sie selber es auch in der doppelten Zeit nicht geschafft hätte.

So und was willst du denn noch hier, wolltest mich doch wohl nicht kontrollieren oder ? Sagte der Engel mit einem verschmitzten Lachen.
Nein, ich wollte Mutti nur noch schnell einen Zettel zu den Rosen legen, und schreiben, dass sie mir nicht böse sein soll, weil sie ja nun wegen mir ins Krankenhaus gekommen ist.

Habe ich schon gemacht, sagte der Engel, denn ich kann auch deine Gedanken lesen.
Und was hast du auf den Zettel geschrieben, kann ich ihn noch lesen ?

Ja gut, aber dann geht es ohne Verzögerung zum Himmelstor, versprochen ?
Zum Tisch laufend rief Julia, versprochen.

Liebe Mutti, du hattest Recht, Engel kann man nicht sehen, auch nicht berühren, aber nur als Mensch nicht.
Ich habe nun einen lieben Engel um mich, der mir alles erklärt, weil ich ja noch so viele Fragen habe, was du ja alles nicht wissen kannst.
Ich fliege nun mit ihm zum Himmelstor, und weißt du was er mir verraten hat, du bekommst bald eine neue Tochter die du Michaela nennen wirst.
Und durch Michaela bin ich dann jeden Tag wieder bei dir. Also sei bitte nicht so traurig, denn wenn Michaela zur Welt kommt, dann bringt mich der liebe Engel zurück auf die Erde.
Nur liebe Mutti, musst du ganz feste daran glauben, sonst klappt das nicht, sagte der liebe Engel.

Und sei bitte nicht böse wegen meiner Dummheit heute morgen, ich habe dich ganz dolle lieb,
und drücke Papi ganz feste von mir. Deine Julia

Autor:

Hans Peter Schulzke aus Bottrop

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