Malakoffturm: Rundblick von den Zinnen des Ruhrgebietes
Blick über das Revier: Nach aufwändigen Umbaumaßnahmen ist Bottrop nun um eine attraktive Aussichtsplattform reicher. In 40 Metern Höhe schaut man nun von der Zeche Prosper bis zum Rhein und gewinnt einen besseren Überblick über das Zechengelände.
„Wir machen am besten eine kleine Pause“, schlägt Paul Georgi auf halbem Weg lächelnd vor. Der technische Leiter der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur hat recht: Tatsächlich sollte man sich für den Aufstieg zum neuesten Aussichtspunkt Bottrops etwas Zeit nehmen. Die Mühe lohnt sich aber: Nach einigen erklommenen Stufen steht die Gruppe in vierzig Metern Höhe über der Schachtanlage und kann sich den Wind ins Gesicht wehen lassen.
„Eine tolle Aussicht“, freut sich auch Dr. Marita Pfeiffer. Nicht ohne Stolz, denn die Stiftung, der sie wie Georgi angehört, hatte maßgeblich dazu beigetragen, diesen Ausblick zu ermöglichen. Immerhin 290.000 Euro waren nötig, um dem burgenhaften Turm seine neue Eisenkrone zu verschaffen. „Die Plattform und der Zuweg hat die Architekten vor erhebliche Herausforderungen gestellt“, betont Stefan Niederhagemann vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum. In Zusammenarbeit mit dem Architektenbüro Ritter aus der gleichen Stadt standen die Bochumer vor einer verzwickten Aufgabe: Zum einen sollte ein moderner, sicherer und leichter Aufgang zur Plattform geschaffen werden, zum anderen sollte das historische Bild des Turmes aber so weit wie möglich erhalten bleiben. „Einst führte hier nur ein schmaler Treppenaufgang hoch“, so Niederhagemann, „gerade breit und stabil genug für einen Bauarbeiter mit seinem Werkzeug. Nun sollten auf einmal ganze Gruppen nach oben geleitet werden.“
Der Spagat ist gelungen: Als wäre sie schon immer dort gewesen, bietet die Plattform einen weiten Ausblick über Bottrop und seine Umgebung. In der Ferne künden die Türme des Kraftwerkes Walsum vom Rhein, und auch das Gasometer im benachbarten Oberhausen ist klar zu erkennen.
Leider kann der Initiator dieser Baumaßnahme nicht mehr in den Genuss des Ausblickes kommen, wie Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Industriedenkmalstiftung, bedauert: „Die Aussichtplattform war die Idee unseres verstorbenen geschäftsführenden Kollegen Dr. Joachim Strunk. Weil wir ihm diese Plattform widmen möchten, haben wir zur Erinnerung eine kleine Gedenktafel angebracht.“
Zwei Jahre Arbeit, Zuschüsse aus der Stadtkasse, von der Stiftung und der Städtebauförderung haben die neue Plattform möglich gemacht. Nun hoffen die Verantwortlichen, dass die neue Attraktion gut angenommen wird. Schon jetzt freuen sich die Gästeführer der Ehrengarde und der Historischen Gesellschaft auf Besucher: Jeden Donnerstag um 14 Uhr und auf Anfrage darf der Turm bestiegen werden.
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Malakowtürme: "Burgtürme" des Reviers
Malakowtürme (bergmännisch einfach „Mauerwerk“) verdanken ihren Namen der Festung Malakow auf der Krim, die im 19. Jahrhundert sehr bekannt war. Tatsächlich erinnern die massiven Fördertürme an Burgen oder Festungen, da die Mauern aufgrund der starken Beanspruchung durch die innenliegenden Fördermaschinen sehr dick sein mussten.
Über 130 solcher Türme wuchsen wie Burgen bis zur Jahrhundertwende über das aufstrebende Ruhrgebiet. Der (französisiert auch mit FF geschriebene) Turm in Bottrop ist heute eines von nur noch 14 erhaltenen Bauten dieser Art. Grund ist neben dem Zechensterben vor allem die fortschrittliche Technik zur Kaiserzeit: Besserer Stahl ermöglichte den Bau der eisernen Fördertürme, wie wir sie heute noch als Industriedenkmale kennen.
Autor:Oliver Borgwardt aus Dorsten |
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