Luther war in Gladbeck und wir waren mit dabei....

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Als am vergangenen Samstag um 18:00 Uhr die Lichter in der Maschinenhalle Zweckel zu Gladbeck ausgingen war es nicht nur für den gesamten Projektchor des Martin-Luther-Forums ein besonderer Moment – auch für uns, als kleines Alt-Trüppchen aus der Martinsgemeinde in Bottrop hatte das Warten ein Ende. Seit dem Frühjahr wurde eifrig geprobt, mal mit Wolfgang Flunkert, mal mit Matthias Uphoff, mal in der Christuskirche Gladbeck, mal im MaLu-Forum.
Bei der Hauptprobe Ende Oktober in der Maschinenhalle kamen nicht nur Chor, Ensemble, Band und Orchester zum ersten Mal zusammen, sondern der Komponist Dieter Falk auch gleich vorbei, um den Beteiligten an der ersten regionalen Aufführung seines ( und Michael Kunzes ) Pop-Oratoriums einen Besuch abzustatten. Bei den Aufführungen am 12. und 13. November sei er leider verhindert hieß es.
Schon die Generalprobe am vorhergehenden Freitag war aufregend für alle und ich habe gelernt, dass es schon eine Kunst ist, einen Chor mit 175 Sängerinnen und Sängern in kurzer Zeit und mit Disziplin auf die Bühne zu bekommen. Einfach das Treppchen so hoch geht nicht. Stimmlich geordnet und durch-strukturiert betraten wir unser Sängerpodest. Kleinere Unstimmigkeiten über Standpositionen wurden schnell beiseite gelegt-getreu dem Motto: “Hast du Locken, dann bleib lieber hocken“
Nach einer kurzen Ansprache ging es endlich los und die sechs Buchstaben erfüllten die Halle: L-U-T-H-E-R und stellten alle vor die Frage: „Wer ist Martin Luther?“. Mit einem 4-stimmigen Kanon erklärten Chor und Ensemble „Am Anfang war das Wort“ und machten so den Weg nach Worms frei, denn „In Worms ist Reichstag“. Klingend und swingend wurden alle wichtigen Leute begrüßt und Willkommen geheißen, während wir uns im Chor bemühten, nicht allzu sehr mitzutanzen und Haltung zu bewahren. „Martins Ankunft“ in Worms wurde natürlich frenetisch umjubelt. Bei der „Multiplikation“ wurde das Publikum nicht nur daran erinnert, welch ein Segen die Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg war, sondern bekam auch darstellerisch etwas geboten. Während das Ensemble sich zur Druckmaschine verwandelte, vollführte der multitaskingfähige Chor eine LaOla Welle und verwandelte sich zu einer weißen Wand aus Papier. Nachdem sich das Volk zu Worms entschlossen hatte, dass die Lösung des Luther-Problems „Weg mit dem Mönch“ heißt und dessen feuerliche Entsorgung beschloss, erklärte Martin den Zuschauern und Zuhörern, dass das Leben einen tieferen Sinn hat, wenn man „Selber denken“ kann, unabhängig von Autoritäten, Kirchenfürsten oder gar Päpsten. Vor allem dann, wenn man sich klar macht, dass der „Ablass“ eine Gaunerei ist. Hier möchte ich ganz besonders die Leistung von Alexander Möller hervorheben, der als Ablassprediger den Leuten und dem Chor das Geld buchstäblich aus der Tasche gezogen hat. Deine Lache am Ende war großartig lieber Alex! Wie sagt man auf Neudeutsch? Er hat das Publikum abgeholt.
Dass die bei Feiern beliebte Reise nach Jerusalem eigentlich ein „Machtspiel“ um die Kaiserkrone ist, wurde eindrucksvoll und in flotten Tempo demonstriert. Ein Segen, dass kein Ensemblemitglied hingefallen ist. Und wie gut, dass wir früher auf Kindergeburtstagen nicht auch noch dabei singen mussten.
Fast die Hälfte war herum, als zumindest unser Trüppchen die Noten nach unten warf. Mit unfreien Händen klatscht es sich nicht gut und der neue Gemeinden-Ohrwurm „Gottes Kinder“ animierte endlich alle, das Publikum eingeschlossen, dazu die Hände nicht nur zum Beten zu falten sondern auch mal zur Musikbegleitung rhythmisch zusammen zu führen.
Bevor alle in die wohlverdiente Pause geschickt wurden erschienen aber Martin und Konsorten zum „Ersten Verhör“ und wir durften beweisen, dass wir als Chor auch Choräle können. Ein feistes Gitarrensolo beendete das Ganze und auch wenn die Lichter zunächst nicht angingen war die erste Halbzeit vorbei.
Im Backstage-Bereich genossen wir das Hochgefühl, dass es bislang keine Aussetzer gab, wir großartig sangen, gut drauf waren und labten uns an der zur Verfügung gestellten Pausenverpflegung oder stürmten zu unseren Angehörigen in die Halle.
„Luthers Hammerschläge“ waren wirklich der Hammer und mit gewaltiger Stimmkraft nagelten wir alle die 95 Thesen an die Wände der Maschinenhalle.
Wahre Werte waren und sind immer noch nicht die zwischenmenschlicher Natur, sondern eher „Das Heilige Geschäft“ mit Schein-oder Nicht-Schein in den Opferkästen, eben finanzielle Werte auf den Konten der Reichen und Institutionen. Beim Stichwort Institution sei jetzt mal das Dirigat unseres Chorleiters Matthias Uphoff zu beklatschen, der einen großartigen Job gemacht hat und uns durchweg im Griff hatte. Kein Einsatz wurde verpasst und 350 Augen blickten oder schielten zu ihm hin, je nach Standposition. Mannomann Matthias! Unangefochten gut führte er uns durch die „Anfechtung“ bei der wir nach vielen Zweifeln und Fragen das Justificatio solafide höchst körperbetont und jubilierend in den Gladbecker Himmel schickten. Was habe ich mich persönlich auf dieses Stück gefreut…
Man(n) muss immer wissen wo man steht. Ob im Leben, im Chor oder als Martin Luther. Philipp Nowicki in dieser Rolle wusste es auch, als er „Hier steh ich“ und wir „Amen“ sangen. Ein atemberaubender Augenblick für alle.
„Nichts hören, nicht sagen, nichts sehn“ , besser bekannt auch unter dem Stichwort „die drei Affen“ und ein allseits beliebter WhatsApp-Status traf an diesem Abend nur im Lied zu. Von so vielen O’s in der Chorbegleitung war uns ganz schwindelig geworden, so dass es einigen „Mut!“ brauchte, noch gewaltiger auf das Finale zuzuschreiten. Blickte man sich zu dem Zeitpunkt um sich, erschienen alle Sänger und Sängerinnen wie glückselige Kinder am Weihnachtsabend. Alles lief super. Um das „Zweite Verhör“ durchzustehen benötigen wir alle noch einmal tiefe Atemzüge, bevor es Martin Luther als Rot-Weiss-Essener-Fan hier gelang die „Flucht“ zu ergreifen „und“ als Schalker Knappe „Zuflucht“ auf der improvisierten Wartburg gewährt zu bekommen.
Beim abschließenden „Finale“ war alles egal. Was braucht man Partituren, wenn man Hände hat zum Klatschen?! Wir sechs konnten sowieso alles auswendig. Wir sind nicht nur Gottes Kinder - wir sind auch mutig und wahrhaftig und frei wenn wir singen. Das Schönste war: am nächsten Tag alles noch mal von vorn bei der zweiten Aufführung.
Weiter geht es im Februar nächsten Jahres. Wer jetzt neugierig geworden ist sollte versuchen sich für eine der beiden Vorstellungen am 4.Februar 2017 im ISS-Dome in Düsseldorf Karten zu sichern. Wir sind auch dabei und ich werde dem interessierten Leser davon berichten.
Das vorletzte Wort gilt ALLEN Beteiligten, wirklich allen: es war großartig!
Das letzte Wort gilt meinen Ollen Anja, Fränzi, Hanni, Jutta und Tina. Danke dass ich mit euch da stehen konnte und für den Rest auch.
Das allerletzte Wort gilt aber Dieter Falk: du hast echt was verpasst. Echt! (
In diesem Sinne: Am Anfang war das Woooooooooooort!

Autor:

Ulrike Ostroske aus Bottrop

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