Lust auf Emscherkunst
Eine Insel für die Kunst – unter diesem Motto erarbeiten Künstler aller Nationen unter Beteiligung der Bevölkerung neue Werke entlang der Emscher
Wer glaubt, nach dem Kulturhauptstadtjahr 2010 wäre es vorbei mit Kunst und Kultur im Ruhrgebiet, der irrt gewaltig: Auch weiterhin setzen sich das Land NRW, die Emschergenossenschaft sowie der Regionalverband Ruhr für die Umgestaltung der Region ein. „Emscherkunst 2013“ heißt das neue Projekt – eine Ausstellung, begleitet und inspiriert von internationalen Künstlern, die den Umbau des Abwasserkanals Emscher zu einem natürlichen Flusslauf visionär mitgestalten.
„20.10 war kein Strohfeuer, wir haben viele Impulse aufgenommen und setzen sie jetzt fort“, erklärt Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, die Intention der geplanten künstlerischen Projekte. Vom „In Wert setzen“ der Region und der Landschaft ist die Rede, von Profilierung der Emscherregion durch die Verbindung von Kunst und ökologischen Herausforderungen wie Klimawandel oder effizienter Wasserwirtschaft. 100 Tage soll diese „Inszenesetzung“ der Emscherregion dauern, Startschuss ist am 22. Juni nächsten Jahres.
Doch was heißt das konkret? Mit dieser Frage beschäftigen sich seit geraumer Zeit Dr. Simone Timmerhaus, Ausstellungsleiterin der Emscherkunst 2013, und Prof. Florian Matzner, Kurator des Projekts. Sie haben bildende Künstler eingeladen,aber auch Musiker und Architekten in ihre Planung einbezogen. „Uns ist es wichtig, die Grenzbereiche mitzunehmen, damit unser Projekt besonders fruchtbar wird“, erklärt Matzner.
Neben den bereits im Jahr 2010 umgesetzten Projekten wie etwa den Kunstwerken „Monument for a forgotten future“ von Olaf Nicolai und Douglas Gordon in Kooperation mit der Musikgruppe Mogwai sollen nun unter Mitarbeit internationaler Künstler neue Kunstwerke entstehen, die ihren Ausstellungsraum in den „verbotenen Orten“, wie Dr. Timmerhaus es beschreibt, finden, also etwa in alten Industrieanlagen oder an Klärwerken. So hat die Berliner Künstlergruppe „Inges Idee“ ihr Modell des „Zauberlehrlings“ eingereicht, ein tanzender Strommast, der zu einem Wahrzeichen im Rahmen der aktuellen Energiedebatte werden könnte. Der argentinische Künstler Tomás Saraceno wiederum hat eine für ihn typische „Cloud“ entworfen, ein Modell für eine zweite Lebensumgebung der Menschheit, sollte die Erde mal nicht mehr reichen.
Ein Mammutprojekt stellt die Versetzung des Jugendtreffs in Oberhausen-Holten dar, der durch die Emscher-Architektur nicht an seinem angestammten Platz bleiben kann. Begleitet wird dieser Umzug durch die slowenische Architektin und Künstlerin Apolonija Šušterši
, die schon seit Jahren in ihren Arbeiten Architektur mit sozialwissenschaftlichen Themen verbindet. Sie will aus dem Jugendtreff einen „Raum für Diskussionen“ machen, einen künstlerischen Treffpunkt für Alt und Jung.
Dr. Uwe Schramm, Projektsprecher des Projekts „Blowin‘ free“ hingegen setzt auf alternative Kunst: Unter seiner Leitung und in Kooperation mit Studenten aus internationalen Hochschulen, Künstlern und Architekten wird nächstes Jahr ein Container-Camp entstehen, ein „Festival im Festival“, wie er es nennt, in dem sich verschiedene Künstler mit der Region auseinandersetzen können.
Allen Beteiligten an Emscherkunst 2013 liegt aber eins besonders am Herzen: Die Partizipation der Bevölkerung. Workshops werden angeboten, der RVR hilft, eine Fahrradtour auszuarbeiten, die genau an den Kunstwerken vorbeiführt. „Wir wollen die Besucher noch besser begleiten als im Kulturhauptstadtjahr. Neben der Ausarbeitung von Fahrradrouten sollen vier Besucherzentren entstehen, die als Ort der Zusammenkunft, der Information und des Austausches dienen“, erklärt Dr. Simone Timmerhaus das geplante Vorgehen.
Autor:Lokalkompass Bottrop aus Bottrop |
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