Leseprobe aus meinem Roman "Mallorquinische Nächte"

Hier ein kleiner Textauszug :

Ich ziehe mir etwas Luftiges an und schlendere zur Promenade. Vielleicht ist hier ja etwas los. Die Tavernen und Cafeterias sind überraschend gut besucht. Überall erklingt Gelächter und Musik. Von der Kaimauer kann man die mächtige Villa March sehen, die inmitten eines riesigen Parks mit altem Baumbestand steht. Außerdem hat man einen guten Überblick auf das Geschehen. Meine Wahl fällt auf die Cafeteria schräg gegenüber, dort sitzen überwiegend junge Leute und die Musik klingt auch ganz gut. Mit Schwung hopse ich von der Kaimauer und liege im nächsten Moment auf meinem wohlgeformten Hinterteil. „Oh, perdón Senorita! Du nicht verletzt?" Während er mir hochhilft, mustere ich mein Gegenüber. Da steht ein Spanischer Gott auf Inlinern vor mir. Diesen habe ich dann wohl auch unseren Zusammenstoß zu verdanken.
„Au, mein Fuß." Beim Auftreten schmerzt mein Knöchel. Verdammt, ein verstauchter Fuß fehlt mir gerade noch zu meinem Glück. Prompt kniet sich Amors Günstling vor mich und untersucht meinen Fuß. „Madonna mia, ist nicht schlimm." Er schaut mir in die Augen und lächelt mich an.
Verdammt, darf ein Mann so gut aussehen?
Nachdem ich meinen Fuß etwas bewege, bin ich erleichtert. Keine ernsthafte Verletzung, nur umgeknickt.
"Alles O.K. Senorita?" `Gott, hat der Mann Augen.´
Warum werde ich nur so verlegen, mir wird richtig heiß.
„Danke, es ist nichts passiert. Mir tut nur der Fuß etwas weh." „ Que lástima , dann können Sie sicher nicht Tanzen, esta noche ."
„Tanzen, Bitte? Ich verstehe nicht?" Verständnislos sehe ich Ihn an.
Amor hält mir einen Zettel vor die Nase. Ein Werbeflyer für eine Disco. ´Bolero` steht in dicken Lettern darauf. Größte Disco auf Mallorca. Hört sich nicht schlecht an. „Ich weiß nicht, wie hoch ist denn der Eintritt?" muss ich eigentlich immer an Geld denken?
„Senorita, Yo invitar tu. Ich meinen, ich laden Sie ein. Als Entschuldigung, por favor."
„Oh, das ist nett. Wie sollen wir das denn Anstellen. Sollen wir uns dort treffen" ´Sag Bitte Ja` Was ist nur mit mir los. Wenn das so weiter geht, falle ich den armen Kerl hier auf der Straße an.
„Ich stehen am Eingang. Yo trabaja in Bolero.“ Meinem verständnislosen Blick hat er wohl entnommen, dass ich nur Bahnhof verstehe. „Ich dort, wie sagt man, working.“
Mit den Hände untermalt er jedes seiner Worte „Ich nicht gut sprechen Deutsch.“
„Ach, Working, Arbeiten. Du Arbeitest in der Disco. Darf ich fragen als was?"
„Si, Richtig ich bin jardinero, du verstehen, ´Kümmere mich um Blumen und Bäume`. Abends ich helfen in Disco."
Nach einigem zögern stimme ich zu "Gut, ich komme so gegen dreiundzwanzig Uhr. Ist das in Ordnung?"
„Ist O.K. Ich stehen draußen. Bis dann, Senorita.
Jetzt ich müssen leider weiter. Ich warten esta Noche." Er grinst mich noch mal etwas unverschämt an und rollt langsam davon.
Ich steuerte die nächste Bar an und bestellte mir erst mal einen Campari.
Wie kann mich ein Kerl nur so spontan erregen. War ich nicht hier um mich zu erholen und meine Ruhe zu genießen?
Andersrum gesehen, ich bin jung und habe auch nicht vor, Trübsal zu blasen. Ich habe zwar noch schwer mit den Folgen meiner Fehlgeburt und meiner Scheidung zu kämpfen, aber trotzdem geht mein Leben doch weiter.
Ich habe mir schließlich vorgenommen, mich nicht hängen zu lassen und ganz von vorne anzufangen.
Also, warum nicht ein bisschen Spaß haben.

Die Disco ist schon von weiten zu sehen. Auf dem Dach sind bunte Strahler befestigt, die den Eingangsbereich und den Platz davor beleuchten. Vor dem Eingang und auf der kleinen Mauerabgrenzung sitzen jede Menge junger Leute und die Stimmung scheint sehr gut zu sein.
Ich sehe mir alle genauer an und suche den jungen Mann von der Promenade.
Er steht vor der Tür und redet mit einigen Leuten, es scheinen ebenfalls Spanier zu sein, sie reden zumindest Spanisch miteinander.
Zögernd gehe ich in seine Richtung und überlege gerade, ob ich ihn einfach ansprechen soll, da entdeckt er mich auch schon und nimmt mir meine Entscheidung ab.
"Holla, Senorita, ich hatten schon Gedanken, das du nicht kommen. Ich mich wirklich freuen."
Er schnappt sich einfach meine Hand und marschiert mit mir zu seinen Kollegen.
"Das sein kleine Senorita, wo ich fand so umwerfend"
er grinst über das ganze Gesicht und sieht einfach unverschämt gut aus. Seine Kollegen begrüßen mich ebenfalls ganz locker und von mir fällt die Spannung ab. Ich lache und stelle mich ebenfalls vor. Jetzt erfahre ich auch endlich, dass mein stürmischer Held Felipe heißt.
Felipe Assensio Goniales. Der Name zergeht richtig auf der Zunge.
" Möchtest Du Tanzen, Tina? " fragt er mich. Und ob ich will. Wir schieben uns durch das Getümmel zur Tanzfläche und schwofen los. Er sieht nicht nur gut aus, er kann auch noch gut Tanzen. Sein Körper ist warm und geschmeidig, es bereitet mir ein sinnliches Vergnügen, mich in seinen Armen zu Wiegen.
Es ist ziemlich heiß in dem großen Saal.
Die eher kleine Tanzfläche quillt über von hopsenden und sich wiegenden Körpern in jeglichen Altersklassen. Hier ist von schmusenden sechzehnjährigen Teenies bis zum grauhaarigen Paar wirklich alles vertreten. Ich hätte nicht gedacht, dass um diese Jahreszeit so viele Leute hier sind. Felipe meint, dass sie sogar von der anderen Seite der Insel hierher kommen.
Nach einigen Stunden Tanz, etlichen Drinks und dieser elenden schwülen Luft wird mir schwindelig. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass wir schon Vier Uhr morgens haben.
Kaum sage ich Felipe, das ich ins Hotel möchte, verabschiedet er sich sofort von seinen Kollegen und begleitet mich. Als wir vor die Tür treten, hüllt uns die Dunkelheit ein. Ich wickele mich fester in meine Jacke und atme erst einmal Tief durch. In meinem Kopf dreht sich alles und ich habe das Gefühl, in meinen Ohren steckt ein Bündel Watte.
Alles hört sich so dumpf an.
Liegt es an der lauten Musik oder vielleicht doch eher am Alkohol?

Wir gehen zum Strand runter und ich setze mich auf die kleine Abgrenzung aus Beton, die den Strand vom Gehweg trennt. Felipe setzt sich neben mich und legt seinen Arm um mich.
„ Was sein los, kleine Senorita. Hast du etwas zu viel gefeiert?" Er lächelt mich an und drückt mich ganz leicht. „Komm, Ich Dich nach Hotel bringen." Etwas wackelig rappele ich mich hoch und muss mich unterhaken, da ich tatsächlich leicht Schlagseite habe.
So schlendern wir langsam zur Promenade zurück. Allmählich lässt das Rauschen in meinen Ohren nach und ich kann wieder freier durchatmen. Sein Arm strahlt eine wohlige Wärme aus und ich rücke etwas näher in seinen Arm.
Am Hafen bleiben wir stehen. "Milagroso , nicht wahr?" fragt er.
Dem kann ich nur zustimmen.
Die kleinen Jachten dümpeln im Wasser, vereinzelte Lichter lassen das Wasser wie flüssiges Silber aussehen. Über allem liegt eine zauberhafte Stille, die nur ab und an durch das plätschern der Wellen und vereinzelte Musikfetzen, die aus den Tavernen, die noch geöffnet haben, herüberwehen.
Unvermittelt beugt er sich zu mir hinüber und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Über die Stelle läuft ein leichtes Kribbeln. Ich sehe ihn an und schon liegen wir uns in den Armen. Er küsst mich wild und doch so unendlich zärtlich.
"Komm mit, ich möchte dir was zeigen!" Er zieht mich mit und wir gehen um den Hafen herum. Am Ende der Kaimauer klettern wir über die Felsen nach unten bis an den Saum des Wassers.
Auf einem großen Fels kuscheln wir uns aneinander und blicken übers Meer.
Dann geht die Sonnen auf. Der Himmel erhellt sich und alles wird erst über zartes Orange, dann Purpur und schließlich in gleißendes Gold gehüllt.
Das Wasser spiegelt dieses Feuerwerk in glitzernden Farben wieder.
„Ich kann immer wieder sehen dieses Schauspiel, und jedes Mal es ist wieder milagroso.“
Er krault mir zärtlich den Nacken und ich rutsche noch näher an ihn heran.
Wir Küssen uns und er fängt an, meinen Körper zu streicheln.
Ich mache mich etwas steif und bekomme wieder diese Panik. Felipe sieht mich an „Wovor Du hast Angst? Ich nichts werden machen, was Du nicht auch wollen“ flüstert er mir ins Ohr. Dann küsst er ganz zärtlich meinen Nacken. Ich entspanne mich langsam. Seine Berührungen tun so gut, es war Monate, ja fast sogar zwei Jahre her, dass ich so berührt wurde. Kurze Zeit später Lieben wir uns wie wild auf den harten Felsen, aber in unserem Rausch spüren wir den Stein gar nicht. Sein Mund und seine Hände sind überall auf meinem Körper. Wie eine Ertrinkende klammere ich mich an ihn und nehme ihn ganz tief in mich auf. Als wir gemeinsam den Gipfel der Lust erreichen, entfährt mir ein kleiner Schrei.
Völlig erschöpft liegen wir nebeneinander und teilen uns eine Zigarette.

Mein Roman ist erhältlich bei : Buchhandlung Erlenkämper ( Bottrop ), Humbold Buchhandlung ( Bottrop ),bei amazon.de, engelsdorfer-verlag.de, buchhandel.de und bei MIR persönlich ( mit Widmung ).

Autor:

Bettina Döblitz aus Bottrop

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