Kulturwerkstatt feiert 20. Geburtstag
Eigentlich hat alles schon 1990 angefangen. Eine „Einrichtung zur Breitenkultur“ war von der Politik gewollt, das Seniorentheater Spätblüte probte bereits und Andreas Kind war auch schon da.
Aber erst jetzt wurde der 20. Geburstag der Kulturwerkstatt mit einem großen Fest gefeiert, denn offiziell existiert die Kulturwerkstatt seit 1992. Oberbürgermeister Bernd Tischler eröffnete vier Ausstellungen, die im und am Kulturzentrum das Vergangene wieder ins Gedächtnis rufen. Die Besucher konnten basteln, entwerfen und verzieren, Walk Acts, Tanzgruppen und japanische Trommler gaben einen Einblick in die Vielfalt, die die Jugendkunstschule bietet. Dazu gehören - nicht mehr wegzudenken - die Theatergruppen. Im Kammerkonzertsaal zeigte „Open your eyes“ das Stück „Chaos im Penthouse“.
„Wir hatten Maskenkurse, Keramik, Tanz im Angebot, und ich habe Theater gemacht“, erinnert sich der Leiter der Kulturwerkstatt, Andreas Kind. „Die Anfänge waren also schon da“, sagt der Diplom-Pädagoge, der auch Theaterpädagogik studiert hat. „Ich glaube, wir haben uns schwer entwickelt, sowohl in Breite als auch in Qualität.“ Heute erstreckt sich das Angebot der Kulturwerkstatt auf so ziemlich jeden Bereich, den Kunst und Kultur bieten. Seit 1997 gehört dazu auch das junge museum.
Eine Ahnung davon bekommen alle, die sich die Ausstellung ansehen, die das Team anlässlich des runden Geburtstages zusammengetragen hat. Zu sehen ist sie noch während der gesamten Sommerferien während der Öffnungszeiten des Kulturzentrums. Da gibt es zum Beispiel die Installation „Gemischte Möbel“, in der Videos früherer Theaterstücke und Musicals, aber auch von Ausstellungen zu sehen sind. Eine Wand wird zur Chronik, in der rund 600 Zettel die letzten Jahre wieder auferstehen lassen. Auch die vielen Mitarbeiter, die im Laufe der Jahre in und für die Kulturwerkstatt tätig waren, sind nicht vergessen worden. „Alle, die je etwas gemacht haben, würdigen wir mit einem Foto“, erklärt Andreas Kind. Der „Farbwindgarten“ erinnert an eines der spektakulärsten Projekte der letzten Zeit. Gemeinsam mit dem japanischen Künstler Susumu Shingu haben Schüler 1.700 Fahnen gestaltet, 400 davon sind im Kulturzentrum zu sehen. „Die Idee dahinter war es, die Energie des Windes sichtbar zu machen“, erklärt Andreas Kind.
Wenn er sich an die Anfangsjahre erinnert muss er grinsen. „Im Theaterbereich haben wir mit zwei Bauscheinwerfern angefangen.“ Bei Musicals mussten sich die Darsteller die Mikrofone teilen. Headsets? Kein Gedanke. Auch räumlich war die Kulturwerkstatt noch nicht wirklich gut aufgestellt. „Im Atelier haben wir getanzt, Theater gespielt und auch gemalt.“ Also mussten die Dozenten nicht nur lehren, sondern auch ordentlich schleppen.
Zwei Projekte, die die Kulturwerkstatt in den letzten Jahren gestemmt hat, haben auch für Bekanntheit über die Stadtgrenzen hinaus gesorgt: Die Keramik an der Lärmschutzwand in Ebel und natürlich das große Bunkerprojekt im Eigen, eines der Highlights der Veranstaltungen zur Kulturhauptstadt.
Die Vernetzung mit den Schulen gehört von Anfang an zur Geschichte der Kulturwerkstatt dazu - und sie ist immer stärker geworden, auch durch die Ganztagsbetreuung. Schule spielt auch bei den Ideen, die Andreas Kind für die Zukunft hegt, eine Rolle. Vorstellen könnte er sich ein Kultur und Schule-Projekt, bei dem Kunst zum festen und umfangreichen Bestandteil des Lehrplans gehört. Doch das ist Zukunftsmusik - gerade mit Blick auf die Sparmaßnahmen, die der Stärkungspakt der Stadt abverlangen wird. „Wohin die Reise geht, weiß ich nicht“, sagt Andreas Kind. „Wir arbeiten an neuen Konzepten. Alles andere wird sich entwickeln.“
Autor:Judith Schmitz aus Bottrop |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.