Ja, ja, damals vor 43 Jahren

Es gibt Augenblicke im Leben, die vergißt man einfach nicht. Ein solcher Augenblick lief mir gerade durch den Kopf. Ich hörte fröhliches Kinderlachen und ich sah auf den Kalender. Ach ja, richtig, die Schule geht ja wieder los. Die Gedanken begannen dann bei mir zu kreisen. Irgendwie rutschte ich in die Vergangenheit. Es war genau von 43 Jahren, mein Gott ist das lange her. Ich hatte die Nacht nicht gut geschlafen. Ich war so aufgeregt. Ich wollte nicht ins Bett, denn ich konnte nicht schlafen. Am nächsten Morgen war ich dann auch schon sehr früh auf. Meine Mutter hatte mir die besten Anziehsachen rausgelegt und mein Schulranzen leuchtete in einem rehbraun Ton. Dann wurde gefrühstückt und schließlich nahm mich Mutter an die Hand und wir gingen los. Ein neuer Lebensabschnitt sagte sie mir, fängt jetzt an, die Schule. Da ich bislang keinen Kindergarten besucht hatte, war es mir jetzt richtig fremd. Was würde mir alles begegnen, wie würde ich mit der neuen Situation umgehen. Wie oft hatte ich schon die Schule mit meinem Fahrrad besucht, immer sehnsüchtig hingeschaut und heute erfüllte sich mein Traum, ich war ein Schuljunge. Ein richtiger Schuljunge und kein kleiner Mops mehr. Auf dem Schulhof bildeten sich jetzt richtige Völkeransammlungen. Kinder und deren Eltern belagerten die Schule.
Die Lehrerinnen, ich weiß noch genau, es waren nur Frauen, kamen heraus und eine jede rief Namen auf. Sobald man seinen Namen hörte, wanderte man auch direkt zu der Lehrerin hin, nicht ohne noch einen fragenden Blick in Richtung seiner Eltern, also hier meiner Mutter zu werfen. Dann folgten wir unserer Lehrerin und wir wurden in einen Klassenraum gebracht. Mein Gott, ich kann mich sogar noch an den Geruch der Klasse erinnern, irgendwie roch es nach Kreide und Wasser und auch nach speziellem Putzmittel. Wir wurden dann aufgefordert uns zu setzen. Wo genau ich damals saß, das weiß ich heute nicht mehr. Ach ja, die Schultüte hatte ich natürlich auch. Doch die habe ich meiner Mutter gegeben, damit ich in die Klasse gehen konnte, ich habe die Tüte nach dem Unterricht wieder bekommen, waren herrliche Sachen drinn, besondern die Gummibärchen liebte ich. Der erste Unterricht dauerte so ungefähr eine Stunde, dann bekamen wir den Stundenplan und konnten dann gehen. Draußen wurde ich schon von meiner Mutter in Empfang genommen.
Sie war sehr stolz auf mich und ich musste lächeln, da mein ein Jahr jüngerer Bruder richtig eifersüchtig auf mich war, denn er wollte auch zur Schule.
Am Nachmittage haben wir dann noch Kaffee und Kuchen zu Hause gegessen.
Meine Lehrerin war übrigens beim Kaffee bei uns auch dabei, aber nicht weil ich so toll war und sie eingeladen hatte, nein, die Lehrerin war auch noch meine Tante. Heute würde das wohl nicht mehr gehen. Ja es war schon eine tolle Zeit, die Schule in Grafenwald. Da fällt mir aber noch eine Sache ein.
Wie erwähnt, meine Tante war meine Lehrerin und das vier Jahr lang. Bevor ich zur Schule kam, sagte meine Mutter, dass ich im Unterricht blos nicht Tante Leni sagen sollte, denn sie wäre ja schließlich meine Lehrerin. Sie sei für mich wie alle anderen, Fräulein Lammerding. Ihr könnt es jetzt glauben oder nicht, ich habe in den vier Jahren, in denen ich mein meiner Tante in der Schule war, kein einziges Mal, während der Schulzeit Tante Leni gesagt. Ich habe es wirklich geschafft. Anders mein Freund, der als Nachbarjunge bei uns lebte, der sagte andauern "Tante Leni, ich kenn die Antwort". Ja, ja, daran kann ich mich noch erinnern.

Jetzt sind viele Jahre ins Land gegangen und am 23. August 2012 werden wieder viele Mädchen und Jungen neu in die Schule eingeschult werden, es wird ein Abenteuer für sie werden, was sie nie vergessen werden.

Ich wünsche allen einen guten Start und glaubt mir, vor der Schule braucht ihr keine Angst zu haben, seht mich an, ich habe es auch geschafft, obwohl, das gebe ich zu, ich auch oft Bauchschmerzen hatte vor dem Neuen und dem Ungewissen, aber laßt alles auf euch zukommen, ihr werdet Gefallen daran haben.

Autor:

Christoph Lammerding aus Bottrop

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