Im Interview: Norbert Heisterkamp
"Ich liebe die Filme mit Heinz Erhardt"
Viele kennen ihn noch als Harry in „Alles Atze“, als Zwerg „Ralfie“ in Ottos „Sieben Zwerge“ oder aus alten Balko-Folgen: Kurz vor seinem 60. Geburtstag blickt Norbert Heisterkamp auf 30 Jahre Karriere im Film- und Fernsehgeschäft zurück. „Wenn ich morgen nicht komme, bin ich beim Film“ heißt seine Autobiografie.
Von Sara Drees
Die erste Lesung gab er dort, wo er als Ruhrgebietskind geboren wurde: in Kirchhellen. Bei seinem Jugendkumpel Christopf Bellendorf im Autohaus.
1. Herr Heisterkamp, Ihrem Geburtsort haben Sie die erste Lesung gewidmet. Was verbindet Sie heute noch mit der Stadt Bottrop?
Heisterkamp: Bottrop ist ganz klar Heimat! Ich komme so viel durch die Weltgeschichte: Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Europa, USA - aber hier habe ich immer noch ganz alte Freunde, zum Beispiel aus der Schulzeit. Oder aus der Jugend und Mofazeit, wie meinen Freund Christoph Bellendorf - wir beide sind Autonarren. Auch mein Sohn wohnt in Bottrop. Ich selbst lebe ja inzwischen in Dorsten, aber bin auch oft in Bottrop, das alles ist für mich Heimatgebiet.
2. Wie haben Sie die Veranstaltung selbst erlebt? Tut es gut, nach so vielen Corona-Einschränkungen wieder in den direkten Kontakt mit Menschen zu kommen?
Mir war es sehr wichtig, die erste Lesung in meiner Heimat zu machen. Von dem Zuspruch war ich aber absolut überwältigt. Ich hatte so mit 30, vielleicht 40 Zuschauern gerechnet. Und dann kam die Nachricht: Die 100er Marke haben wir schon geknackt. Und es standen noch viele weitere Leute auf der Warteliste. Alter Schwede! (lacht) Vielleicht machen wir deshalb noch einen zweiten Termin in Bottrop, ein Datum dafür steht aber aktuell noch nicht fest.
3. Eine Autobiografie zum 60. Geburtstag - Wie leicht oder schwer ist es Ihnen gefallen, auf Ihr bisheriges Leben zurückzublicken - Und warum sollten wir das Buch unbedingt lesen?
Das Buch ist ja für mich ein Stück Aufarbeitung. Ich werde dieses Jahr 60 Jahre alt, bin 30 Jahre im Film- und Fernsehbusiness. Es beginnt also bei meiner Geburt (Anm. d. Red: am 6. Mai 1962) und endet kurz vor meinem 60. Geburtstag. Ich habe das Buch zusammen mit meiner Frau geschrieben und dabei kamen viele Stücke aus meinem Leben wieder hoch. Gerade in meinem Job habe ich viele positive, auch lustige Geschichten erlebt. Ich will den Leuten sagen: Die ganzen Stars auf dem roten Teppich sind auch ganz normale Menschen. Meine Frau sagt es so: Aufm roten Teppich ist auch nicht immer alles im grünen Bereich. Das ist glaube ich sehr treffend.
Es gibt aber auch negative Erinnerungen, bei denen ich manchmal schlucken musste. So wie der Tod meiner Schwester oder der meines Vaters. Nur wenige Stunden, nachdem er gestorben ist, musste ich zu einem Comedy-Casting. Jeder kann sich vorstellen, wie man sich da fühlt. Auch das gehört zu meinem Leben. Viele Bekannte, sogar meine eigene Tochter haben nach der Lektüre gesagt: Mensch, das wusste ich noch gar nicht!
Von der Stimmung ist das Buch sehr ausgewogen. Es gibt ernstere Themen, aber eben auch viele lustige Geschichten. Wie ich von der Ruhrkohle AG im Filmgeschäft gelandet bin, was ich so alles auf dem Weg zum Set, auf der Autobahn, erlebt hab. Viele werden sagen: Das gibt´s doch gar nicht! Ein Bekannter meinte zu mir: Ich habe das Buch angefangen, bin drei Mal zu Bett gegangen und bin drei Mal wieder aufgestanden, weil ich einfach weiterlesen musste.
Was mein Buch aber auf keinen Fall ist: Eine Abrechnung mit dem Leben, mit Kollegen oder der Branche - das auf keinen Fall! Es geht um mich als Person, wie ich quasi wie der Michel aus Lönneberga als Kind nur Blödsinn im Kopf hatte. Wie ich von der Ruhrkohle weg bin und zum Stuntman wurde, als verheirateter Vater von damals zwei Kindern. Da habe ich mich voll auf mein Bauchgefühl verlassen und hatte auch die volle Unterstützung meiner Frau, mit der ich heute 40 Jahre zusammen und davon 37 Jahre verheiratet bin. „Überleg' dir das gut und schmeiß das nicht nach drei Wochen hin“, hat sie damals gesagt. Auch deshalb habe ich es wohl sehr ernst genommen. Ob als Schlosser am Strommast oder beim Dreh am Filmset - für mich ist das immer Arbeit. Es geht darum, meine Familie zu ernähren, nicht auf Fotos zu erscheinen. Aber es ist natürlich eine schöne Arbeit, ein wahr gewordener Kindheitstraum, das gebe ich zu.
4. Wenn Sie nur ein einziges Buch (eBook / Hörbuch) oder nur einen Film besitzen dürften - wofür würden Sie sich entscheiden?
Ein Märchenbuch der Gebrüder Grimm: Hans im Glück. Mit dieser Botschaft würde ich mich am ehesten identifizieren.
5. Welchen Promi (aktuell oder historisch) würden Sie gerne mal treffen?
Das wäre jemand, der leider nicht mehr lebt: Heinz Erhardt. Ich liebe seine Filme: Er hatte diese Leichtigkeit, in seiner Bewegung, in seiner Fröhlichkeit.
Wenn ich an meine eigene Karriere denke, wer mich da beeinflusst hat, dann denke ich zum Beispiel an Jochen Horst, der den Balko verkörpert hat. Er hat mir ganz am Anfang gesagt: Wenn du
'was spielst, dann gewöhne dich immer daran, dass du den Text kannst. Du darfst das Drehbuch nicht mit ans Set nehmen. Du musst deinen Text vorwärts und rückwärts auswendig können. Das habe ich mir sehr zu Herzen genommen und immer befolgt. Das ist wie Fleißkärtchen zu sammeln.
6. Wie informieren Sie sich über das Weltgeschehen?
Zeitung lesen und ´ne Tasse Kaffee - so beginnt tatsächlich mein Tag! Ich informiere mich aber auch viel übers Fernsehen, die Öffentlich-Rechtlichen, große Nachrichtensender, aber auch über die Lokalzeitung. Natürlich ist man auf Facebook & Co., aber da muss man, was die News angeht, eher vorsichtig sein.
Autor:Sara Drees aus Dortmund |
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