Eindrucksvolle Begegnungen: Ausstellung "Menschenbilder" in der Städtischen Galerie
Menschen am Rande, die viele übersehen, Gesichter, in denen das Leben tiefe Furchen hinterließ und jede Menge rothaariger Zeitgenossen: In der Städtischen Galerie - Kulturzentrum August Everding wird heute die Fotoausstellung „Menschenbilder“ von Angelika Schilling eröffnet. Die Schau ist bis zum die zum 10. Januar zu sehen.
Unter einer Brücke liegt ein Mensch inmitten von Schutt und Dreck. Jemand anders hat sich, in eine Decke eingewickelt, auf einer Parkbank lang gemacht.
Die Schwarzweiß-Fotografien mit dem Titel „Ihr Gesicht sieht man nicht“ gehören zum Projekt „Menschen, die auf der Straße leben“ und sind Bestandteil der Schau von Angelika Schilling. „Die Motive sind während einer Reise in Brasilien ‚zu mir gekommen‘“, erzählt die Bottroperin.
Der Anblick des Menschen auf der Parkbank habe sie förmlich umgehauen und sie lange beschäftigt. Aber auch in der Umgebung gibt es Menschen, die kaum jemand wahrnimmt. „Südamerika ist vor unserer Haustür,“ kommentiert Schilling ihre Fotoserie „Menschen am Rande, mitten unter un.“ Auf diesen Schwarzweiss-Porträts sind Menschen zu sehen, denen Schilling 2014 in Essen begegnet ist. Es sind Menschen, die, wie sie formuliert, „irgendwie aus der Bahn geraten sind“: so etwa die alte Frau, die auf dem Gehweg vor einer Glassfassade kauert, in der sich vorbei eilende Passanten spiegeln. Oder aber Hans, ein älterer Wohnungsloser, dem Schilling an einer Bushaltestelle begegnete, wo dieser Obdach gesucht hat.
Für diese Porträts habe Schilling eine Schwelle überwinden müssen, um auf die Menschen zuzugehen. Eindrucksvolle Begegnungen seien hierbei entstanden.„Diese Menschen werden gerne angesprochen“, umreißt Schlling ihre Erfahrungen und fährt fort: „Ich wollte keine Schauobjekte abbilden, ich möchte, dass man diese Menschen wahrnimmt, die etwa den ganzen Tag vor einer Dose sitzen.“ Außerdem sei ihr wichtig gewesen, die Würde der Menschen zu wahren.
Bewegende Geschichten hInter den Fotos
Die Porträts „Auf der Suche nach der Schönheit des Alters“ hingegen bilden auch Gesichter ab: Hinter den Fotos von Männern und Frauen aus Kardamyli in Griechenland verbergen sich bewegende Geschichten. So wie von Baba Janis, der kurze nach Enstehung des Fotos an einem Hirntumor verstarb oder Lela, deren bewegende Lebensgeschichte Angelika Schilling bis heute zutiefst bewegt. Schilling trieb bei den Porträtaufnahmen folgende Frage umher: „Wie werde ich jemand in einer kurzen Situation gerecht.“ Das Schilling dies gelang zeigt sich in der Rührung der Bürgermeisterin des griechischen Ortes darüber, dass „eine Ausländerin gekommen sei, um ihre alten Menschen zu ehren.“
Für ihr drittes Projekt „Feuer und Flamme - von Natur aus rothaarig“ hat die Angelika Schilling 100 von Natur aus Rothaarige - darunter auch 25 rote „Ruhris“ - fotografiert. Diese habe sie vorwiegend auf der Straße und auf Festen getroffen. In der Ausstellung sind in einer Installation 64 Gesichter aus Belgien, England, Irland, Frankreich, italien, Schweden, Israel und Australien zu sehen.
Der Betrachter begegnet Sterra. Die Niederländerin mit senegalesischen Wurzeln hat eine auffalend rote, krause „Mähne“, der braune Ton ihrer Haut bildet einen ungewohöhnlichen Kontrast dazu. Die Menschen, von denen sie zu vielen noch Kontakt habe, hätten überwiegend positiv auf die spontane Bitte, sie fotografieren zu dürfen, reagiert, sagt Schilling. Die Bottroperin ist seit 2001 Mitglied der Bottropper Kunstgemeinschaft.
Autor:Marjana Križnik aus Düsseldorf |
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