DEUTSCHE SEELE UND NIEDERLÄNDISCHE GULDEN. Bocholter Ausstellung erinnert an Niederländer auf Zeit
"Rosen, Tulpen, Nelken, ich lass mich von zwei Seiten melken". Ob Karnevalslied, Nikolausfeier oder Fußballspiel - 10.000 Deutsche im Grenzgebiet von Elten, Suderwick-West und Selfkant rund um Tüddern mutierten zwischen 1949 und 1963 zu Niederländern.
Auch in den Niederlanden hatte der zweite Weltkrieg verheerende Folgen. 200.000 Menschen starben, mehr als die Hälfte von ihnen jüdische Opfer. Wirtschaftlich lag das Land 1945 am Boden, 66 Prozent der Produktionskapazität war zerstört. Rotterdam glich einer Trümmerwüste. Die Alliierten stimmten zu, als 1949 knapp 70 Quadratkilometer deutsches Grenzgebiet unter niederländische Auftragsverwaltung gestellt wurden. Die Niederländer führten dort eigene Währung und Verwaltung ein: das Drostamt mit Landdrost, von der Königin eingesetzt, verwaltete die Gebiete, die eigene Feuerwehren und Polizeistellen unterhielten. Amtssprache für die Kurzzeitniederländer war weiterhin Deutsch, doch wurde flächendeckend an Schulen Niederländisch angeboten.
Gerne erinnern sie sich an die "holländische Zeit", die Bewohner der Grenzgebiete haben in den 14 Jahren ihre deutschen Wurzeln nicht verloren. Insbesondere das malerische Elten profitierte vom Tourismus, da sich viele Niederländer die "neuen Niederlande" anschauten, um in den Eltener Traditionsgeschäften aus der eigenen Heimat bekannte Produkte zu kaufen.
Statt Nikolaus kam Sinter Klaas zu den Kindern, das Dorfbild wurde durch niederländischen Baustil geprägt. Zahlreiche Selfkanter fanden in den Kohleminen von Limburg Arbeit.
Modell "Doppeltes Lottchen" beflügelte die Region, die Landwirtschaft brummte. Trotzdem waren die Niederlanddeutschen nicht traurig, als es 1963 hieß: "Einmal Niederlande und zurück". Was bleibt, ist ein Hauch von Alltagsexotik. Und das Gefühl, dass Obrigkeiten ein Verfallsdatum haben.
"Einmal Niederlande und zurück" ist vom 18. Juni bis 12. Juli 2014 zu sehen im Medienzentrum der Stadt Bocholt (Alter Bahnhof), Hindenburgstraße 5. Der Eintritt ist frei.
Konzipiert wurde die Ausstellung von der "Stichting Cultuur en Grensgeschiedenes" in Kooperation mit anderen Einrichtungen, unterstützt von EUREGIO und vielen anderen Beteiligten.
Autor:Dr. Michaela de Groot aus Bottrop |
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