LWL-Volkskundlerin stöbert im Archiv
Der Valentinstag hat viele Facetten
Westfalen. Den 14. Februar hat die Katholische Kirche dem Andenken an den Heiligen und Märtyrer Bischof Valentin von Terni gewidmet. Er soll am 14. Februar 269 wegen seines christlichen Glaubens hingerichtet worden sein, weil er trotz eines Verbotes von Kaiser Claudius Paare christlich getraut hat. Während der Tag heute in erste Linie der Tag des Blumenschenkens ist und Valentin von Terni gilt als Patron der Liebenden gilt, hatte er früher eine ganz andere Bedeutung.
"Bis ins 19. Jahrhundert war der Heilige Valentin war als Schutzpatron der Pestkranken und vor allem der Epileptiker (Fallsüchtigen) bekannt, was sich auch in zahlreichen Votivgaben an heiligen Stätten dokumentiert. Diese meist versilberten und vergoldeten Schildchen drücken den Dank der Gläubigen für den Beistand des Heiligen aus", weiß Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Volkskundlichen Kommission beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).
Wie präsent der Heilige lange Zeit im alltäglichen Leben war, dokumentieren sprichwörtliche Redensarten, Flüche oder Schwüre: Wer jemandem alle St. Velten wünschte, der wollte diesen in wilden Zuckungen am Boden liegen sehen. St. Velten, also der Heilige Valentin, steht hier stellvertretend für die Erkrankung, gegen die er als Schutzheiliger angerufen wird. "Anders war das bei Flüchen wie 'beim Velten‘, weiß Cantauw. "Hier tritt der Name des Heiligen an die Stelle des Teufels, den man sich zu nennen scheute. Weil man den Namen Valentin auf 'Valant‘, eine Verhüllungsform für Teufel, zurückführte, machte das durchaus Sinn".
Flüche und Verwünschungen
Weitab von Flüchen und Verwünschungen haben am Valentinstag eigentlich Frühling, Liebe und Blumen Saison. Wann die Sage entstanden ist, dass der Heilige Valentin den Liebespaaren, die er zu trauen gedachte, Blumen geschenkt haben soll, ist nicht bekannt. Als gesicherte Erkenntnis kann aber gelten, dass man den 14. Februar im angelsächsischen Raum bereits im Mittelalter mit Liebe (und Blumen) in Verbindung brachte. Nicht nur die Vögel sollten an diesem Tage Hochzeit feiern, sondern auch die jungen Männer. Sie zogen einem höfischen Ritual zufolge am Valentinstag oder am Abend zuvor aus einer Lostrommel einen Zettel mit dem Namen einer jungen - ebenfalls unverheirateten - Dame. Für ein Jahr galt dieses Paar nun als in Freundschaft verbunden - selbstverständlich in aller Ehrbarkeit. Blumen, kleine Geschenke und Gedichte konnten diese Freundschaft vertiefen, auch eine spätere Heirat war nicht ausgeschlossen.
Hintergrund
"In Deutschland setzte sich der Verband der Floristen für den Valentinstag ein - aus naheliegenden Gründen. Wie wenig allerdings die Bedeutung des Blumenschenkens an diesem Tag bekannt war, zeigt die Tatsache, dass man den Käufern von Blumenpräsenten empfahl, ihrem Geschenk ein kleines Informationsblättchen des Floristenverbandes beizugeben, um sicher zu gehen, dass die Adressatin des Präsentes den Sinn auch verstand", schmunzelt die LWL-Volkskundlerin über die ein wenig holperigen Anfänge des Valentinstages in Deutschland.
Blumen sprechen zu lassen - wie der einschlägige Werbeslogan verhieß - diese Idee lag jedoch durchaus nahe: Die Blumensprache war für viele Menschen durchaus keine Fremdsprache. In Liedern und Gedichten, in der Brautwerbung, im Brauchleben und auch in Märchen und Sagen sind Blumen Bedeutungsträger. Vieles, was man sich nicht zu sagen traute, sagte man "durch die Blume": Mit Kornblumen machte man einem Verehrer klar, dass er keine Chance hatte, und wenn in Liedern vom Blumenpflücken die Rede ist, geht es meist um handfeste Erotik.
Übrigens greifen auch die Wetterregeln das Beziehungsgeflecht von Frühling, Blumen und Valentinstag auf: 'Ist's am Valentin noch weiß, blüht zu Ostern schon das Reis' heißt es dort. "Das mag zumindest ein kleiner Trost sein, falls der 14. Februar uns mit Schneefall überraschen sollte", betont Cantauw.
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