Buchrezension: Liz Evers "Ende Gelände"
.. - missglückte letzte Worte und andere Trauerfälle
Wenn die letzten Worte des Bungee-Jumpers: "Hurra, ich kann fliegen" lauten oder auf dem Grabstein eines schwer betrauerten Pfarrers geschrieben steht: "Er starb zum größten Leidwesen seiner Gemeinde eines seligen Todes" – dann hat das letzte Stündlein zugeschlagen. Kann man "Highway to Hell" bei einer Beerdigung auflegen? Darf man auf einer Beerdigung "Grüß Gott" sagen? Diesen und anderen Fragen rund um das letzte Stündlein geht die Autorin Liz Evers mit dem gebotenen Ernst nach. Sie berichtet von den skurrilsten Todesarten, den kuriosesten Grabsteininschriften und berühmten letzten Worten.
Genau durch diese Zusammenfassung und auch weil ich selbst den Tod und das Sterben - nun sagen wir - nicht nur als trauriges Endszenario unseres Lebens sehe - hat mich das Buch interessiert...
Suchte ich doch da nach Inspiration zum "Anderen" Begehen dieses Events und der Feier des solchen...
So findet man hier jedoch zunächst eine kleine Abhandlung von Daten und Namen derer - die durch Ihre eigene Erfindung oder die Testphase der solchen zu Tode gekommen sind - wo hier wohl der Test eines frühen "Batman" am Eifelturm als am Absonderlichsten zu nennen sei.
Über Tode mitten auf einer Bühne; in Ausübung des "Geschäfts" oder dessen Verhinderung; mit Beteiligung von Tieren: hier staunt man nicht schlecht - über die Gefahr von gähnenden Nilfpferden!
Und solchen unter Alkoholeinfluss; oder durch einen Knall: hätte der arme Vikar das Mikro doch lieber losgelassen ...bis hin zu den Krimi-Stoff Mord und Selbstmord.
Hin zu den absonderlichsten letzten Wünschen und der Intension dahinter...die weit über die "Untersterblichkeit" oder die Abwatschung der Angehörigen hinaus geht - und hier von augestopften Professoren "ohne Stimmrecht " bis hin zu hautbespannten Trommeln reicht.
Ganz langweilig dagegen schien mir die vorgenannten "kuriosen" Grabsteinaufschriften, bis auf die Zwei: der wortreich-ausgechmückte für einen Hund und der mit dem Marketingverweis zum nächsten Bauhaus.
So führt uns die Autorin hin über die Unsummen, die einem Hund oder der verstorbenen Stubenfliege vererbt wurden -wo man sich zurchet fragt - wie kann man als Verwandter bloß so in Ungnade fallen ?
Danach folgen noch ein paar Kurzgeschichten über Jene - die Ihren Tod aufgrund von unehrlicher Lebensführung gerne vortäuschen wollten und Derer - die versehentlich "zu früh" für tod erklärt wurden, sowie ein Abriss der vermeidlich besten Filme zu dem Thema.
Ein wenig amüsanter geht es dann im Kapitel "pimp meinen Sarg" weiter...wo mir hier das "Kiss Kasket" in seinen diversen Version: mit den eingeschnitzten Köpfen der Band oder den halbnackten Sängern sammt E-Gitarre und Fratze umzingelt von Flammen am meisten Freude bereitet hat- vielleicht weil wir hier diverse Alben im Plattenschrank haben :)
Gefolgt von einer kurzen Songliste als Empfehlung zur Untermahlung der Festlichkeiten hin zu den stylischten Beerdigungszeremonien: hier haben für mich die Wikinger mit Abstand "gewonnen"- wurde doch ihren Toten zu Ehren ein ganzes Boot in Brand gesetzt und zu Wasser gelassen!
Zu End des Buches muss man sich Gedanken über die letzte Ruhestätte hingeben, die anhand der hier genannten auch nicht achtlos gewählt werden sollte- die Top Ten der "verschiedenen" Topverdiener über die Zunge zergehen lassen; ein paar schlechte Witze überfliegen um last but not least - der Fantasie über die "Untoten": Mumie, Zombie und Vampir etwas Raum einzuräumen.
Alles in Allem stellte sich dies Buch für mich eher als Nachschlagewerk über berühmte und oder reiche Verschiedene der letzten 300 Jahre dar. Ein paar ausführliche Exkursionen in Ritus und Zeremonie, die mir von der zusammenfassenden Einleitung suggeriert, aber nicht ausführlich genug benannt wurden, lassen hier leider meine anfänglichen Fragen offen:
Eine davon ist :
Wie zelebriert man sein Ende sinngemäß passend zum Erlebten, z.B. mit der Lieblingsmusik und einer ausgelassenen Stimmung, wenn
die Angehörigen sich über den letzten Wunsch dermaßen hinwegsetzen können?
Sicher bedeutet der Tod für viele etwas Schreckliches- aber eben nicht für alle!
Oft geht es doch - auch wie das Buch es ja zeigt - nicht um die Feier des Lebens des Verstorbenen, sondern eben um die Verbliebenen- das Paradoxon schlecht hin, oder ?
Das fand ich etwas enttäuschend, aber vielleicht ist es eben doch nicht so "einfach" darüber zu schreiben oder zu sprechen, warum eigentlich ?
Machen wir uns doch über das Leben und seine Gestaltung unzählige Gedanken und Sorgen- warum kann dies nicht auch über den Beschluss des solchen möglich sein ?
Dies fand ich in diesem Buch nur karge an manchenn Stellen behandelt, da waren uns die Ägypter in Einigem weit voraus...vielleicht erwarte ich aber auch von einem Taschenbuch zuviel ...
Wie es auch sei - das Buch liegt hier für Euch bereit - melde sich wer mag :)
Autor:Yvonne Beate Küffner aus Bottrop |
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