Bärchen und Flugzeug halfen beim Überleben: Ausstellung beleuchtet jüdische Kindheiten in der Nazizeit

Das Bärchen Arosall und alte Rollschuhe - zwei der Spielzeuge, die ausgestellt werden. Foto: Kappi | Foto: Michael Kaprol
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  • Das Bärchen Arosall und alte Rollschuhe - zwei der Spielzeuge, die ausgestellt werden. Foto: Kappi
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Joop Levy und seine Eltern versteckten sich auf einem Bauernhof vor den Nazis. Dort war die Familie in Sicherheit, zum Spielen hatte der kleine Junge aber niemanden.

An seinem achten Geburtstag gab es dann eine Überraschung. Ein Mann von der niederländischen Widerstandsorganisation, die Juden half, sich vor den Nazis zu verstecken, brachte dem Jungen ein Flugzeug. Das Holz dafür stammte von einer weggeworfenen Klobrille. Ein Jahr nach der Befreiung gab es im Dorf einen Festumzug. Als Pilot verkleidet lief Joop mit, sein Flugzeug stolz unter dem Arm.
Es sind Geschichten wie diese, die in der Ausstellung „Kein Kinderspiel - Jüdische Kinder während des Zweiten Weltkriegs“ erfahrbar werden. Nicht nur die Geschnisse von damals werden beschrieben, eine Reihe der Spielzeuge werden auch ausgestellt. Joops kostbares Flugzeug hat die Jahre unversehrt überstanden und liegt ebenfalls in der Vitrine.
Am Dienstag, 4. Oktober, 11 Uhr, wird die Ausstellung in der städtischen Galerie im Kulturzzentrum eröffnet. Auf 15 von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem erstellten Tafeln werden die Lebensumstände jüdischer Kinder in Europa vor dem Krieg, der schrittweise Entzug ihrer Freiheit und ihre Wege in Verstecke, in denen sie die Verfolgung überlebten, aufgezeigt. Dazu kommen Fotos und Spielzeuge jüdischer Kinder aus den Niederlanden, versehen mit „Erzähltexten“ der Besitzer. Oft war es das einzige Spielzeug der Kinder während der Versteckzeit, Erinnerung an das Leben davor und Trost in einsamen Stunden.
Auch die Geschichte der Juden in Bottrop findet in einem eigens vom Bottroper Stadtarchiv erstellten Ausstellungsteil Berücksichtigung. Ehemalige Bottroper, die als jüdische Kinder in der Stadt lebten und dann fliehen mussten, erzählen von ihren Schicksalen während der Nazizeit.
„Die Ausstellung richtet sich in erster Linie an Kinder“, erklärt Sixtina Harris, die die Schau von Holland nach Deutschland holte. „Es geht nicht um Vernichtung, sondern um die Menschen, die geholfen haben.“

Begleitprogramm:
Freitag, 27. Oktober, 18 Uhr, Stadtarchiv: „Ich hatte eine gute, wenn auch kurze Kindheit.“ Vortrag der Leiterin des Stadtarchivs Heike Biskup.
Donnerstag, 3. November, 17 Uhr: Fahrt zur neuen Synagoge und zum alten Betsaal in Gelsenkirchen. Anmeldung erforderlich, Tel. 703754.
Dienstag, 8. November, 18 Uhr, Kammerkonzertsaal: „Engel mit nur einem Flügel“, ein wahres Märchen mit dem Theater Töfte.
Montag, 21. November, 19 Uhr, Lebendige Bibliothek: „Vorurteil und Bekenntnis“. Vortrag von Hans-Jörg Loskill.
Montag, 5. Dezember: Verlegung von „Stolpersteinen“.

Info:
Am Mittwoch, 5. Oktober, 14 bis 16 Uhr, findet in der Städtischen Galerie im Kulturzentrum eine Lehrerfortbildung statt.
Vorgestellt wird dabei das Kinderbuch „Diese braunen Stiefel“, das für den Unterricht in der 4. und 5. Klasse geeignet ist. Erhältlich ist es zum Preis von 5 Euro montags bis donnerstags, 9 bis 11 Uhr, in der Cyriakusschule.

Das Bärchen Arosall und alte Rollschuhe - zwei der Spielzeuge, die ausgestellt werden. Foto: Kappi | Foto: Michael Kaprol
Sixtina Harris (li.) und Heike Biskup, Leiterin des Stadtarchivs, bei der Vorbesichtigung der Ausstellung, die am Dienstag im Kulturzentrum eröffnet wird. Foto: Kappi | Foto: Michael Kaprol
Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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