Arbeitsalltag Schauspieler. Bottroper Mathias Spaan reflektiert seine erste Spielzeit am Theater

Mathias Spaan, hier mit seinen Schauspielkolleginnen Ulrike Beerbaum und Johanna Paliatsou, spielt die Hauptrolle in  „Amerika“. | Foto: Bettina Müller
2Bilder
  • Mathias Spaan, hier mit seinen Schauspielkolleginnen Ulrike Beerbaum und Johanna Paliatsou, spielt die Hauptrolle in „Amerika“.
  • Foto: Bettina Müller
  • hochgeladen von Nina Fuhrmann

Ein Schauspieler steht fünf Minuten pro Tag vor der Kamera und kassiert dafür dann jede Menge Geld. Zumindest ist das die landläufige Meinung zu diesem Beruf. Der Bottroper Mathias Spaan hat da ganz andere Erfahrungen gemacht.

VON NINA FUHRMANN

In Bottrop zählt der 22-Jährige schon lange zur Schauspiel-Elite. Man kennt ihn aus Produktionen der Kulturwerkstatt, vor allem aber durch das Luftschutztheater-Projekt im Bunker an der Aegidistraße.
Schon früh stand für ihn fest: Schauspieler - das ist mein Traumberuf. Nach einem Jahr Privat-Schauspielunterricht in Köln begann Mathias Spaan 2006 seine Ausbildung an der Universität für Musik und darstellende Kunst im österreichischen Graz. Franz Kafka bescherte ihm nun sein erstes festes Engagement.
„Für Kafkas ‚Amerika‘ suchte das Staatstheater Mainz noch einen jungen Schauspieler. Das erzählte die Chef-Dramaturgin in einem Telefonat mit meiner Professorin. Die hat mich dann vorgeschlagen“, erzählt der junge Schauspieler, wie er den Theater-Job in Mainz bekam. Mit dem Vorschlag seiner Professorin war es aber noch lange nicht getan. Nach zwei Vorstellungs- und Vorspielterminen am Staatstheater musste der Bottroper auch noch nach Schweden fliegen: „Ich musste mich dort der schwedischen Regisseurin von Amerika, Maria Åberg, vorstellen.“ Nach Kaffee und Plausch bekam er die Zustimmung der Regisseurin und die Hauptrolle in „Amerika“ - verbunden mit einem festen Engagement am Staatstheater Mainz.
„Ich habe schon jetzt das erreicht, was ich wollte“, sagt der 22-Jährige über seinen Zwei-Jahres-Vertrag, bei dem er aber guter Dinge sei, dass dieser verlängert werde. Er meint damit, dass er es geschafft hat, von der Schauspielerei leben zu können. Auch wenn der Berufsalltag als Schauspieler nicht so einfach ist, wie viele das meinen.
Sein Arbeitstag beginnt noch recht entspannt. Gegen 9 Uhr schwingt sich Mathias auf sein Fahrrad, um zum etwa fünf Minuten entfernten Theater zu radeln. Dort holt er sich dann den Probenplan für den Tag ab und überprüft, wann er wie an der Reihe ist. Bevor der Probenblock am Vormittag (10 bis 14 Uhr) startet, geht er meistens noch mal seine Texte durch, denn die müssen sicher sein. „Dabei sitze ich meistens in der Kantine - bei einer Limo oder einem Kakao.“ Doch anschließend wird geackert. Denn die Proben können ganz schön anstrengend sein, man wird geistig und auch körperlich gefordert.
Pause hat der Bottroper von 14 bis 18 Uhr. Abends geht es dann wieder ins Theater. Entweder steht ein weiterer Probenblock auf dem Plan oder aber eine Aufführung. Im zweiten Fall begibt er sich dann in die Maske, um geschminkt zu werden. Währenddessen und danach geht er erneut schwierige Textstellen durch. „Man spielt ja bis zu fünf Stücke gleichzeitig, das ist schon eine Menge Text, die man auswendig können muss.“
Nach den Vorstellungen gibt es oft noch Besprechungen, in denen die Schauspieler ein Feedback bekommen. „In der Regel bin ich dann so um etwa 23 Uhr zu Hause. Mal etwas eher, mal etwas später.“ Zudem arbeitet er natürlich auch oft am Wochenende. Ein Privatleben außerhalb des Theaters wird dadurch schwierig: „Aber wenn man fürs Theater lebt, ist das alles nicht so schlimm.“
Seit November letzten Jahres ist Mathias Spaan am Staatstheater Mainz. Nun blickt er auf seine erste Spielzeit zurück. „Im Vergleich zur Uni habe ich jetzt eine unglaublich hohe Dichte an Arbeit - spielen, proben, spielen, proben... Es ist halt jetzt ein richtiger Job“, meint der Bottroper. Es sei für ihn aber immer noch unwirklich, dass er jetzt mit seiner Leidenschaft Geld verdienen könne. Außerdem freue es ihn, dass er jetzt mehr Publikum habe: „An der Uni sehen dich ja immer nur drei Professoren und eine Oma“, lacht der Theater-Newcomer. Seine erste Zeit am Staatstheater Mainz war für ihn absolut positiv: „Das war für mich eine totale Erfahrungsflut - es ist bis jetzt aber eine tolle Zeit, es lief auch sehr gut für mich. Ich hoffe, das geht so weiter!“

Mathias Spaan, hier mit seinen Schauspielkolleginnen Ulrike Beerbaum und Johanna Paliatsou, spielt die Hauptrolle in  „Amerika“. | Foto: Bettina Müller
„Zum Film wollte ich eigentlich nie. Meine große Leidenschaft ist das Theater!“ Mathias Spaan | Foto: Stefan Klüter
Autor:

Nina Fuhrmann aus Bottrop

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.