Abenteuer kann man auch im Garten haben
Das Wochenende kann kommen, aber was macht man dann eigentlich?
Einkaufen, gammeln, Fernsehschauen, Gartenarbeiten verrichten, es gibt viele Sachen die man machen kann, aber sind wir mal ehrlich, solche Arbeiten, die man unbedingt erledigen soll, will doch keiner machen. Aber irgendwas muss es doch geben, damit das Wochenende mal anders wird als sonst.
Also wie wäre es denn mal, wenn man den Keller durchstöbt. Vielleicht findet man ja noch das alte Zelt, was man sich vor Jahrhunderten mal gekauft hat, es einmal aufgebaut hat und dann schnell in den Keller versteckt hat. Die Kinder werden es, wenn sie im richtigen Alter sind, einem danken.
Ich habe das auch schon mal vor längerer Zeit gemacht.
Freitagabend das Zelt gesucht, es mit den Kindern aufgebaut. Das Aufbauen war schon ein Abenteuer. Zunächst die Zelthaut raus. Ist die Seite auch richtig, Mensch das sieht doch wie die Außenhaut auf und nicht wie das Innenleben. Dann die Zeltstangen. Die eine ist grün gekennzeichnet, die andere blau und zwei sind rot gekennzeichnet. Die Kinder fingen damit an, die Stangen erst einmal ineinanderzustecken. So und jetzt muss es durch die dafür bestimmten Öffnungen. Zum Glück sind die auch farblich aufgeführt. Aber leichter gesagt als getan. Immer wieder verhädert sich was. Der Stoff des Zeltes gibt einfach nicht nach. Hoffentlich reißt jetzt nicht. Die Ehefrau schaut mal kurz rein. Noch nicht fertig. Ihr Blick spricht Bände. Die Stimmung in mir verändert sich mit jeder Minute. Mensch Christoph, du bist doch nicht doof, das mit dem Aufbauen wirst du schon hinbekommen. Die beiden Mädchen, die mitzelten werden, werden so langsam misstrauisch. Der Papa schafft das nicht, lass uns die Mama holen. Endlich sind die Stangen durch den Stoff, jetzt müssen sie nur noch eingeklickt werden. Auf der einen Seite kein Problem, doch die andere bereitet Kopfschmerzen. Biegen, mein Junge, biegen, blos nicht brechen. Es spannt immer mehr. Im Geiste sehe ich schon, dass alles bricht und schlapp herunterhängt, doch nein, es klappt. Die erste Stange sitzt sicher und fest. Nach diesem Teilerfolg wische ich den Schweiß ab und nehme einen tiefen Schluck (noch Wasser). Dann geht es weiter ans Werk. Vom Erfolg der ersten Stange beseelt, gelingen mir die restlichen Stangen wie im Flug. Das Zelt hat seine Form angenommen, jetzt wird es am Boden durch die Heringe verankert.
Dies erledigen wir in Gemeinsamarbeit und es ist innerhalb ein paar Minuten geschafft. Wir erledigen das im Innenraum rufen die Mädchen und packen sich die Sachen. Es dauert auch nicht lange und sie haben es geschafft. Das Zelt steht. Nun werden die Schlafsachen rangeschafft. Luftmatratzen, Isomatten, Schlafsäcke und das wichtigste, ein vernünftiges Kopfkissen. Was für eine Wohltat. Die Sonne hat genug gesehen und verabschiedet sich so langsam. Obwohl die Kinder jetzt doch wirklich länger aufbleiben könnten, verspüren alle plötzlich das Gefühl, sich auf die Matratzen ins Zelt zu legen. Die Luft ist noch wirklich warm und der Rest der Familie verabschiedet sich ins Haus und wünscht eine gute Nacht. In diesem Augenblick blitzen die ersten Taschenlampen durch das Zelt, natürlich in mein Auge, schön rein damit, damit man blos nichts mehr sehen kann. Dann kommt die Dunkelheit. An Schlafen ist noch nicht zu denken. Die Kleinste steht auf und verläßt das Zelt. Wohin? Ich muss mal, ich gehe mal eben ins Haus. Zehn Minuten später ist sie wieder da, hat noch länger gedauert, ich hatte noch Hunger und Durst. Aber jetzt bin ich soweit. Das ist das Stichwort für die nächste Tochter. Nachdem sie endlich wieder da ist, es ist bereits kurz vor Mitternacht, überfällt beide die Müdigkeit.
Sie legen sich hin und nach ein paar Minuten höre ich das gleichmäßige Atmen von ihnen. Es wird so langsam ruhig. Habe ich ruhig gesagt, sagen wir mal so, von der B 224 hört man durch den Wind die Autos. Jede gefühlte halbte Stunde brettert ein Güterzug durch die Boy und dann ist da immer noch dieses Flugzeug, das wirklich jede Nacht zu einer bestimmten Zeit seinen Lärm verbreitet. Ich kann nicht schlafen. Also stehe ich langsam und leise auf und verlasse das Zelt. Was für ein Anblick. Der Himmel ist voller Sterne. Ich suche nach dem "Großen Wagen". Bald habe ich ihn entdeckt, ja dort ist die Venus, da der "Kleine Wagen, da funkeln noch ein paar Sterne die ich aber nicht kenne. Ich halte inne und denke bei mir, vielleicht kommen ja noch ein paar Sternschnuppen. So packe ich mich einen Stuhl von der Terrasse und blicke in den Himmel. Nach fünf Minuten habe ich einen steifen Hals. Ich rappelte mich auf und will wieder in Richtung Zelt, da trete ich in irgendwas rein. Um Himmelswillen, was war das, ein Apfel, den die Kinder liegengelassen haben, oder vielleicht was anderes. Vorsichtig trete ich nochmals in die Richtung. Dann zucke ich vor Schmerz zusammen. Ich betrachte meinen Fuß, dann bücke ich mich und packe voll in einen Igel, na ja in die Stachel des Igels. Zunächst war ich erschrocken, dann aber schaue ich mir den Burschen an. Der hat daran keinen Spaß und verschwindet sofort wieder. Aus der Küche höre ich die Uhr schlagen. Ich weiß nicht wie spät es ist, aber die Müdigkeit übermannt mich jetzt auch. Ich liege im Zelt und freue mich schon wieder auf mein eigenes Bett. Ich kann icht schlafen. Irgendwann, nachdem ich tausendmal gedreht habe, zwanzig Mal von der Luftmatratze geflogen bin, nicke ich ein. Ich werde von einem Gepiepe geweckt. Ich lausche in die Nacht. Es ist kälter geworden, ich friere und stecke meine Beine in den Schlafsack und fühle mich nicht wohl, weil ich irgendwie das Gefühl habe, ich liege irgendwie nicht richtig. Die Mädchen schlafen friedvoll. Ich taste mit den Fingern über die Luftmatratze und bleibe in einem Loch unterhalb des Fußes stecken, dann sehe ich noch, wie eine Maus in dem Loch verschwindet. Blitzschnelle ist mir die Lust am Schlaf vergangen, doch mein Körper lässt jetzt eine Aufregung gar nicht mehr zu. Er befiehlt einfach zu schlafen und das gelingt dann auch nach kurzer Zeit.
Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen habe, als ich aufwache ist ein riesiger Krach im Zelt ausgebrochen. Die Mädchen keifen um die Wette. Ich sehe nach Draußen auf die Wiese. Diese ist total nass vom Morgentau. Es ist hell, aber ich weiß nicht wie spät. Die Kleine trabt ins Haus zur Toilette. Als sie wiederkommt erklärt sie stolz, das es jetzt 4.20 Uhr sei und wir ja noch ein paar Stunden schlafen könnten, was beide aber nicht machen. Sie wollen in ihr Bett, blos nicht mehr im Zelt schlafen. Nach ein paar Minuten meiner Meinung nach ernsten Gespräches, verlassen sie mich und schlafen in ihren Betten. Ich halte bis 7.45 Uhr aus. Ich kann mich nicht mehr bewegen, mein ganzer Körper ist steif, matt und nicht gut drauf.
Ich werde von den Kindern abgeholt . Papa was für eine tolle Nacht, das müssen wir nochmals wiederholen, Zelten ist einfach klasse.
Sie mögen ja Recht haben, aber in meinem Bett schläft es sich einfach besser.
Bin ja mal gespannt, wann wir diese Sache wiederholen. Aber es muss nicht unbedingt in den nächsten Tagen sein.
Autor:Christoph Lammerding aus Bottrop |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.