1. Oktober hl. Therese von Lisieux, „die kleine Thérèse“

Statue der hl. Therese in einer Kirche in Frankreich mit einer Votivkerze
  • Statue der hl. Therese in einer Kirche in Frankreich mit einer Votivkerze
  • hochgeladen von Jan Kellendonk

Die Welt will Mutter Theresa wohl als Heilige sehen. Handfeste Leistung, organisatorische Fähigkeiten, eine Nische entdecken und sich darin erschöpfend betätigen. Sie stand ihren Mann, das will man anerkennen.

Mit der Französin Therese von Lisieux liegt die Sache völlig anders. Eine kranke Nonne in strenger Abgeschiedenheit, die mit 24 Jahre stirbt kann nicht viel auf Papier bringen, wenn Sie ihren Lebenslauf schreiben müsste. Und wenn andere dann über sie schreiben, dann wird sie die „kleine“ Therese genannt, um sie von der „großen“ Therese von Ávila zu unterscheiden, die viele Klöster gestiftet hat und also etwas geleistet hat. Beide gehören zum Orden der Unbeschuhten Karmeliter.

Der Weg den diese „kleine“ Therese gegangen ist, wird der „kleine Weg“ genannt. So „klein“ ist dieser Weg aber gar nicht. Vertrauen auf Christus, sich von ihm leiten lassen im täglichen Leben ist so einfach nicht! Im Umgang mit Menschen fordert dies nämlich viel Anstrengung. Wer Christus folgen will, möchte wirklich mild und barmherzig sein und so wie Er göttliche Eigenschaften widerspiegeln. Das kann bedeuten: Bosheit mit Güte vergelten.

Die Antike kennt solche Versuche: meist bedeutet es eine herablassende Haltung, der edle Mensch soll seinen Geist nicht trüben lassen. Den Ärger nicht bloß in Schach halten, aber ihn wandeln in Zuneigung zum Andern, das geht zu weit. Auf die Frage zum Beispiel an Konfuzius ob man Bosheit mit Güte vergelten müsse, meinte er: Nein! Mit was sollen wir dann Güte vergelten? Bosheit mit Strenge, Güte mit Güte!

Therese hat für sich selber entdeckt, dass das härteste Brot, bildlich gesagt, weich und süß wird wenn man es lange im Mund hat und kaut und nicht gleich ausspuckt. Mit Brot kann man sich das vorstellen, aber es gibt auch härtere Brocken die man verdauen muss. Oder besser gesagt, verdauen will. Was für Christus gut war, war für Therese auch gut. Der wirklich unverdaulichste Brocken den diese Heilige bearbeiten musste war das Gefühl von Gott im Stich gelassen zu sein.
Dass dies eine Parallele hat im Christuswort „Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ entging damals ihrem Seelsorger und er meinte, sie sei vom Teufel besessen. So wurde sie, wie Christus, alleine gelassen in der Nacht des Glaubens. Es hätte nicht sein müssen: die beiden Ordenseltern der Unbeschuhten Karmeliter, Theresa von Ávila und Johannes vom Kreuz wussten um diese Nacht und auch die Karmeliterin Edith Stein, die eine Generation später in Deutschland Ordensfrau wurde. In Frankreich war die segensreiche Tradition der Karmeliter offenbar abgebrochen.

Dass Therese dem Verlassenheitsgefühl ohne menschliche Hilfe ausgesetzt war und durchstanden hat, macht sie eine bevorzugte Helferin in solcher Not. Und die Not kommt zu allen Schwerkranken und zu allen die Glaubenszweifel haben.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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