Pro oder Contra A 52 in Gladbeck. Stephan Müller sagt „Wer Autobahnen sät, wird Verkehr ernten“

Landschaftsplaner Stephan Müller vom Bürgerforum A 52 stellte sich den Fragen des Gladbecker Journalisten Harald Landgraf zum Thema Autobahn-Ausbau.
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  • hochgeladen von Annette Robenek

„Wer Autobahnen sät, wird Verkehr ernten“, sagte Landschaftsplaner Stephan Müller auf einem der fünf Dokumentar-Spaziergänge, die er für das Bürgerforum A52 durchgeführt hat. Ein Interview mit jemanden, der sich für Gladbeck in den letzten Wochen einsetzte, wie kaum ein anderer:

Sie sagen, Sie wollen die A52 endgültig ad acta legen. Was sind die Hauptgründe, die gegen den B224-Ausbau sprechen?

Unsere Gesundheit ist gefährdet. Eine neue Autobahn zieht viel mehr Verkehr mit viel mehr Lärm und Schadstoffen an (induzierter Verkehr) als wir heute haben. Es wäre eine über 40 Kilometer lange Transit-Autobahn mitten durch den bevölkerungsreichsten Kern des Ruhrgebiets.

Sie haben sich jetzt lange ausführlich mit dem Thema beschäftigt. Gibt‘s denn Alternativen?

Ein Beispiel dafür, dass eine Bundesstraße keine Autobahn sein muss, und der Verkehr trotzdem gut fließt, ist zum Beispiel Dortmund. Dortmund zeigt uns mit der B1, die an die A 40 anbindet, dass ein Ortsschild am Ortseingang den umliegenden Autobahnverkehr mit der Reduzierung auf 50 Km/h in die Schranken weisen kann und dass trotz Ampelphasen ein optimaler Verkehrsfluss möglich ist. Mittlerweile gibt es viel bessere Lösungen für die Verkehrsprobleme der Spitzenzeiten. Experten sprechen längst von der Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsmittel wie Auto, Bus, Bahn und Fahrrad untereinander. Jeden Tag gibt es neue Apps für Smartphones, die mehr Innovation in Sachen Mobilität leisten. Eine weitere wichtige Überlegung ist die „dynamischen Fahrstreifensignalisierung“, wie wir sie aus Frankreich oder hierzulande von Messestandorten, Flughäfen und Sportarenen kennen. So etwas wäre innerhalb von wenigen Monaten umsetzbar und in der Kombination mit Navigationsgeräten ein gewaltiger Schritt, von dem wir zu Lebzeiten etwas davon haben.

Befürworter richten ihr Augenmerk hauptsächlich auf den Deckel. Könnte der das Leben in Gladbeck nicht lebenswerter machen?

Angenommen der Tunnel käme tatsächlich, dann stellt sich doch die Frage, warum eine Tunneldecke für den temporären Besuch von Sportanlagen wichtiger ist, als für das Lebensumfeld der Bürger im dichtbesiedelten Gladbecker Osten, jenseits der Graben-/Landstraße!
Der Deckel ist viel zu kurz und ungerecht gegenüber denen, die ihn nicht haben, sofern ein Tunnel überhaupt kommt. Wenn die Autobahn A 52 doch so wichtig für die Wirtschaft unseres Landes ist. Ich erinnere mich an Sätze wie, „das Ruhrgebiet ist die wirtschaftliche Herzkammer Deutschlands“, dann sollte man auch konsequent die gesamte A 52 Trasse durchs ganze Ruhrgebiet untertunneln. Dieser Vorschlag stammt übrigens nicht von mir, sondern von Christoph Zöpel, der als Verkehrsminister unter Johannes Rau tätig war.

Man hört, das Naherholungsgebiet Wittringen würde durch das neue Autobahnkreuz kaum mehr belastet. Stimmt das?

Wenn es eine so große Käseglocke gäbe, die auf ein 23 Fußballfeld großes Autobahnkreuz passen würde, die dann noch unter Vakuum versetzt werden könnte, dann würden so gewagte Hypothesen zumindest glaubwürdiger wirken. Allerdings wäre zu berücksichtigen, dass da immer noch eine Transitautobahn mit erheblich mehr Verkehr wäre, die im Gegensatz zu manch falschen Behauptungen näher an die Brillenteiche heranrückt. Ich meine nicht die vielen Zuführungsspuren des Autobahnkreuzes, sondern die Trasse der A 52, östlich der Brillenteiche. Wer genauer hingesehen hat, weiß, was ich meine.

Eine siebenjährige Bauphase in mehreren Teilabschnitten wird vorausgesagt. Könnte das Gladbeck nicht verpacken?

Nun, hier haben wir das bekannte Dilemma zwischen Theorie und Praxis. In der Theorie und ohne Garantie ist vieles denkbar. Anhand von vergleichbaren Bauvorhaben, können wir eine Annäherung wagen, die aber letztendlich von der Realität bereits mit Baubeginn eingeholt wird. Bei einem Hausbau oder dem Ausbau von Fahrradwegen ist das alles noch recht übersichtlich und meist gut kalkulierbar. Bei der Komplexität einer ganzen Autobahn, deren Planung und Umsetzung mehrere Jahrzehnte beansprucht, für die Voraussagen getroffen werden, wie es einmal sein wird, halte ich schlichtweg für den berühmten Schuss ins Blaue.

Was ist Ihr persönliches Resümee nach fünf Dokumentar-Spaziergängen?

Es besteht noch Klärungsbedarf, die Bürger sind noch immer nicht richtig informiert.

Was empfehlen Sie bis zur Entscheidung am Sonntag?

Sie sollten die Internetseite www.transit-autobahn.de besuchen. Dort findet man reale Daten und Fakten und umfassende Informationen.

Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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