Leben in ständiger Angst - Bergkamener kämpft für Cannabis-Medizin
Seit 20 Jahren lebt der Familienvater mit einer der schmerzvollsten Krankenheiten überhaupt. Bis dass die unheilbaren Cluster-Kopfschmerzen vor einem halben Jahr ihn nicht nur in Schüben, sondern fortwährend quälen - und die üblichen Medikamente versagen.
Es ist seine Familie, die den 40-Jährigen auf die Idee bringt medizinisch verordnetes Cannabis einzunehmen. „Zuvor war ich wie ein Versuchskaninchen für chemische Präperate. Leider hat nichts wirklich helfen können“, berichtet der ehemalige Koch, der nun ein IT-Unternehmen für Apps und Software-Lösung betreibt, wenn es seine Schmerzen zulassen. Nur die vom Arzt verordneten Cannabis-Extrakte und -Blüten helfen und lindern die Schmerzen. Derzeit liegt ein Gesetzesentwurf zur Unterzeichnung bei der Bundesregierung vor, der das Anbieten von verschreibungsfähiger Cannabis-Medizin von Seiten des Staates erlaubt.
Was in einigen US-amerikanischen Bundesstaaten schon legalisiert ist, weckt in Deutschland noch Misstrauen. Klos-Neumann befürchtet Repressionen und ein schlechtes Ansehen als Cannabis-Patient. „Mir geht es gar nicht um Klischee-Kiffer oder ein High-Sein. Ich will nur mit den Schmerzen umgehen und ein normales Leben führen können“, betont der Bergkamener.
300 der 400 Cannabis-Patienten gehen vor Scham oder Angst oder aufgrund ihres Körperzustands gar nicht mehr vor die Tür. „Mir wird es durch die Medikation möglich aktiv zu werden. Letzens war ich im Wald joggen“, zeigt sich Klos-Neumann optimistisch im Umgang mit einer Krankheit bei der über die Hälfte der Leidtragenden nur einen Ausweg im Selbstmord sehen. Um Missverständnissen wegen der Einnahme vorzubeugen, hat Klos-Neumann befreundete Eltern, Ämter und den Landrat über seine spezielle Medizin aufgeklärt und erntet meistens Verständnis statt übermäßige Kontrollen.
Über 1000 Euro pro Monat für Medizin - aus eigener Tasche
Was wie eine relativ normale Krankengeschichte anmutet, bekommt eine gesellschaftspolitische Brisanz durch den Preis und die Versorgungsschwierigkeiten bei Cannabis-Medikationen. 255 Euro muss Klos-Neumann aus eigener Tasche für die Cannabis-Präparate, die er per Inhalator zu sich nimmt, pro Woche zahlen. Mit seinem kompletten Krankengeld und durch die Mithilfe seiner Familie und ein Entgegenkommen der Apotheke kann sich Klos-Neumann mit Medikamenten versorgen. „Klar, auf illegalem Wege kaufen oder anbauen, das wäre billiger, aber ich will im Legalen bleiben“, unterstreicht der Schmerzpatient und ergänzt, dass das größere Problem die Beschaffung ist:
Wenn das Medikament in der Apotheke alle ist, dann müssen die Schmerzen ausgehalten werden
„Es gibt immer Lieferengpässe, was daran liegt, dass der niederländische Cannabis-Medizin-Hersteller ein europäisches Monopol besitzt und vorrangig das eigene Land beliefert. Wenn der Staat Cannabis-Medizin bald zur Verfügung stellen darf, dann wäre das Problem gelöst“.Trifft die Medizin nicht rechtzeitig an, dann bleibt der Patient mit seinen Schmerzen konfrontiert.
Ein Umzug in die Niederlande oder USA kommt für den Bergkamener jedoch nicht in Frage. Klos-Neumann fühlt sich verwurzelt und möchte mit seiner Familie in der Region bleiben, hier leben und arbeiten. „Was über die Grenze schmuggeln will ich auch nicht. Und ich bitte von Spenden oder gar Sachspenden Abstand zu nehmen“, proklamiert der chronische Kranke. „Außerdem muss jemand die Stimme für die Cannabis-Patienten erheben, die sich nicht trauen oder sich an den Rand der Gesellschaft gedrängt fühlen“.
Hier geht es zu einem privaten Video des Cannabis-Patienten:
https://www.youtube.com/watch?v=UZorsvIAtXc.
Außerdem gibt es hier eine persönliche Schilderung des Patienten von Fortschritten im Kampf für Cannabis-Medizin:https://www.youtube.com/watch?v=JcwQdavh0NY.
Autor:Steffen Korthals aus Kamen |
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